■ Porträt eines deutschen Promise Keepers: Hans-Christian Köhnke, Christ und Berufssoldat
: „Du sollst nicht töten“ steht erst an sechster Stelle

„Ein Mann, ein Wort“ – das ist sein Motto. Hans-Christian Köhnke: Promise Keeper, Familienvater, Berufssoldat. Auf der Suche nach Ermutigung habe er sich an einen Zeitungsartikel über die Promise Keepers erinnert, den er 1993 gelesen hatte, berichtet er, und eine Männergruppe in Brandenburg gegründet. Denn was ist ein Mann ohne Freunde? Aber wieviel Schwäche darf mann zeigen? Der 38jährige ist verunsichert: „Männliche Christen sind in einer Leistungsgesellschaft der Versuchung ausgesetzt, immer stark zu sein. Als Versager ist man schnell wieder draußen.“

Seinen vier Kindern wolle er ein Vorbild sein, sagt Köhnke. Sie nach den Wertvorstellungen der Bibel erziehen, zu denen auch die Nächsten- und Geschwisterliebe gehöre: „Schimpfworte wie ,Du bist doof!‘ kommen deswegen bei uns nicht ins Haus.“ Seine Frau unterstützt ihn dabei. Sie nehme ihre Rolle als Hausfrau gerne an, erklärt sie. Und die Promise Keeper findet sie auch wichtig: „Männer haben eine eigene Denkweise. Deswegen müssen sie sich auf ihre Weise gegenseitig ermutigen.“

Als die Bundeswehr den Berufssoldaten 1991 von Hamburg nach Schwerin versetzte, gab es für Köhnke viel Neues zu entdecken. Er stellte fest, daß „vielen Menschen im Osten die Werteorientierungen weggebrochen sind“. Und er fand, daß die Leute sehr viel ehrlicher darüber redeten und nicht alles so versteckten wie im Westen. Ein offenes Gespräch über Sex vor der Ehe auf einem christlichen Camp in Chemnitz begleitete und beschäftigte ihn dann auch mehrere Jahre. Zuletzt nahm Köhnke, der seit Jahren in der freikirchlichen Bewegung aktiv ist, das Angebot der Beichte an und bekannte seine Schuld über eine alte voreheliche Sünde.

Wie läßt sich der Beruf eines Soldaten mit christlichen Grundwerten vereinbaren? Das sechste Gebot: „Du sollst nicht töten“ sei zwar ein Gebot, aber es stehe eben auch erst an sechster Stelle, erklärt der jetzige Hauptmann, der im Verteidigungsbezirkskommando 85 in Frankfurt (Oder) für die Ausbildung von Soldaten und die Organisation von Einsätzen und Schießübungen zuständig ist. Und fährt fort: Eigentlich handle es sich bei den zehn Geboten, die Moses auf dem Berg Sinai empfing, nur um die Regelung des innerstaatlichen Zusammenlebens. Auch in Kanaan sei in Strömen Blut geflossen. Und überhaupt gebe es in der Bibel keine Berufsgruppe, die explizit der Ächtung unterliegen würde, abgesehen von den Pharisäern und Schriftgelehrten. Ganz im Gegenteil, der der Beruf des Hauptmanns sei im Neuen Testament sogar sehr gut weggekommen. Susanne Burg