Auftrag erfüllt

■ Die Deutsche Telekom will Geld für den Wechsel zur Konkurrenz

Man stelle sich vor: Wer sein Auto zu einer anderen Werkstatt bringen will, muß an die alte eine Wegrollgebühr zahlen, und wer eine neue Zeitung abonniert, muß erst mal einen Obulus an sein bisheriges Stammblatt entrichten – schließlich müssen beide ihre Kundenkartei aktualisieren, und das kostet Zeit und damit Geld. Ein absurder Gedanke? Nicht so bei der Deutschen Telekom. Wer dauerhaft zu einem anderen Anbieter wechseln will, soll an die 100 Mark zahlen. Und wer gar seine Nummer behalten will, von dem will die Telekom für diesen „Verwaltungsaufwand“ rund 50 Mark fordern.

Solche Gebühren halten die Kunden von einem Wechsel zur Konkurrenz ab, die seit dem 1. Januar für die Gesprächsvermittlung zugelassen ist. Die Aufregung bei den Konkurrenten ist daher verständlich. Sie können selbst nichts dagegen tun, weil die Telekom immer noch den Monopolzugang zu fast allen Wohnungen und Büros hat; die Leitungen innerhalb der Häuser gehören ihr. Da bleibt den neuen Netzanbietern nur die Hoffnung auf die Regulierungsbehörde des Bundes. Die muß alle Tarife der Telekom genehmigen.

Egal wie die Behörde entscheidet, die Telekom zu verdammen wäre heuchlerisch. Schließlich erfüllt sie ihren Geschäftszweck, nämlich den Profit zu mehren. Dafür wurde sie zu einer Aktiengesellschaft umgewandelt. Theo Waigel wollte Milliarden in seine leere Staatskasse bekommen, nicht aber das Leben der Kunden erleichtern. Und in der Hoffnung auf satte Gewinne haben Hunderttausende T-Aktien gekauft. Die Telekom handelt also im Sinne ihrer Aktionäre.

Wer die Vorteile der Liberalisierung nutzen will, kann das ja trotz eventueller Gebühren für das Ummelden tun: Einfach „Call by call“ – vor jedem Ferngespräch die Vorwahl des gewünschten Telekom- Konkurrenten wählen. Das kostet nichts. Mit dem kompletten Abgang zu einem anderen Netzanbieter gehen die Privatkunden derzeit ohnehin noch ein hohes Risiko ein: Weil sie noch längst nicht alle technischen Schwierigkeiten überwunden haben, sind ihre Leitungen nicht immer zugänglich. Wenn sich der neue Telefonmarkt in einigen Monaten beruhigt hat, werden sich die Firmen herauskristallisiert haben, die Technik und Service in den Griff bekommen. Dann kann jeder in Ruhe nachdenken, welche seine Wunschtelefongesellschaft ist. Reiner Metzger

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