■ Nachschlag
: Friesisch herb: „Queen B“ mit ihrem Programm in der Bar jeder Vernunft

Vor noch gar nicht allzu langer Zeit galten die beiden als Geheimtip aus dem hohen Norden. Inzwischen hat sich selbst bis in den Süden der Republik herumgesprochen, daß es da zwei Frauen gibt, die ihr Herz zwar ganz an die See und vor allem an ihre Heimatinsel Sylt verloren haben und doch ganz ohne Schifferklavier und Rumbuddel auskommen. Edda Schnittgard und Ina Müller sind „Queen B“: ein singendes Kabarettduo mit Piano, zwei Frontfrauen mit gewaltigen Stimmen, die aufs beste harmonieren. Ihr Humor: friesisch herb wie ein Jever, rotzig wie Girlies und zugleich fies wie es Frauen untereinander nun mal sein können.

Ob sie singen oder aus ihrem Bühnen- und (Tournee-)Leben plaudern: Letztlich geht es in ihrem Programm „Wenn du aufhörst, fang' ich an“ immer um Sex, die Liebe, die Männer – und einmal auch um das Glück mit einer Frau. Musikalisch ist das kaum einzuordnen; denn für den Chanson haben sie zuviel Blues in der Seele und Soul in ihren tadellosen Stimmen. Andererseits: Ihre Lieder zeigen, daß man selbst mit deutschen Texten eine Poesie zustande kriegt, die fern von Kitsch die ganz großen wie die ganz kleinen Gefühle beschwört. So kann binnen drei, vier Musiktakten nach einer satirisch- selbstironischen Kaberettszene die Melancholie und Liebestragik über uns allen hereinstürzen. Das klingt dann wohlig und traurig, und zugleich auch so wahr, daß man sich unversehens in den letzten eigenen Herzschmerz zurückversetzt fühlt.

Die Liebe und die Folgen sind jedenfalls ihr roter Faden. Letztlich ein bißchen wenig, aber das merkt man eigentlich erst in der zweiten Hälfte des Programms (Regie: Gerburg Jahnke von den „Missfits“). Bis dahin haben „Queen B“ uns ihre Charaktere offenbart: Ina Müller, das selbstbewußte Vamp, der immerzu das Glück quasi vor die Füße fällt. Eine professionelle Gewinnerin, die es mit heimtückischer Hinterhältigkeit auskostet, Bühnenpartnerin Edda Schnittgard ihre Überlegenheit spüren zu lassen – und nicht nur in Sachen Übergewicht. Edda sitzt an ihrem Flügel, schämt sich sichtlich für Inas peinliche Selbstdarstellung und kann die immerwährenden Verletzungen doch nicht ganz hinter ihrem verschmitzt-boshaften Lächeln verbergen. Dann klönen, petzen, schwatzen sie, geben sich lasziv und dann wieder kratzbürstig, in den Pointen so sicher wie in ihrem Gesang. Axel Schock

„Wenn du aufhörst, fang' ich an“, bis 18.1., täglich außer montags, jeweils 20.30 Uhr in der Bar jeder Vernunft, Schaperstraße 24