Fremde Arbeiter raus

■ Malaysia will angesichts der Wirtschaftskrise seine ausländischen Arbeiter ausweisen

Bangkok (taz) – „Ausländer raus!“ Dieser in Europa leidvoll bekannte Ruf ertönt nun immer häufiger auch in Asien. Jüngstes Beispiel: Eine Million ausländische Arbeitskräfte müssen nach den Worten von Malaysias Vize- Innenminister Tajol Rosli Ghazali nach Hause zurückkehren.

Etwa zwei Millionen Wanderarbeiter leben derzeit in Malaysia. Rund die Hälfte davon besitzt keine Arbeitserlaubnis. Als die Wirtschaft noch boomte, machten sich Menschen aus ganz Asien Richtung Malaysia auf. Schließlich lockten in dem 20-Millionen-Einwohner-Staat viele offene Stellen. Plantagen, Fabriken, Hotels und Baustellen suchten dringend Personal. Arbeitslose Lehrer aus Bangladesch verdingten sich an Tankstellen, philippinische Krankenschwestern als Hausangestellte, pakistanische Bauern schufteten als Erntehelfer, und Indonesier holten auf Fischerbooten die Netze ein.

Vorbei die goldenen Zeiten. Die Währungs- und Wirtschaftskrise des letzten Jahres hat auch Malaysia erfaßt. Die Regierung mußte ihre groß angelegten Bau- und Infrastrukturprojekte auf Eis legen. Der riesige und wegen seiner Umweltauswirkungen berüchtigte Bakun-Staudamm zum Beispiel wird vorerst nicht gebaut. Das längste Geschäftszentrum der Welt in der Hauptstadt Kuala Lumpur ebenfalls nicht. Auch ein großer neuer Hafen im Osten des Landes wurde gestrichen.

Zu der ökonomischen Misere kam erschwerend der Smog der indonesischen Waldbrände in diesem Herbst hinzu. Touristen blieben fern, die Hotelindustrie geriet in eine schwere Krise, ausländische Kellner, Köche und Zimmermädchen wurden überflüssig.

Die Ankündigung des Ministers stieß allerdings bereits auf Kritik: Vor Entlassungen müsse die Regierung erst sicherstellen, daß die Jobs der Ausländer wirklich von Malaysiern übernommen werden können, forderte zum Beispiel der Oppositionspolitiker Abdul Razak. „Es wäre unfair gegenüber den Arbeitgebern, wenn die Einheimischen nicht bereit sind, die Stellen anzutreten“, so seine Sorge. Andere Kritiker bezweifelten, daß genügend arbeitslose Malaysier bereit sind, sich auf Ölpalmenplantagen oder Reisfeldern zu verdingen. Ausländische Arbeiter in wirtschaftlichen Schlüsselbereichen, die für den Export produzieren, dürfen im Lande bleiben, schränkte Minister Tajol Rosli bereits ein.

Schon im vergangenen Jahr hatten die Politiker in Kuala Lumpur gedroht, sie würden alle unregistrierten ausländischen Arbeiter deportieren. Doch aus der angekündigten Ausweisung von einer Million Ausländern wurde nichts. Statt dessen gab es lediglich einige Razzien, rund 9.000 IndonesierInnen mußten das Land verlassen. Hunderte Arbeitssuchende vor allem aus Bangladesch oder Pakistan, die über die Landgrenze von Thailand einreisen wollten, wurden zurückgeschickt und landeten in thailändischer Abschiebehaft. Jutta Lietsch