■ Vorschlag
: Eine Zirkusnummer: „Personal Absurdities“ in der Galerie Gebauer

Beim Rundgang durch die Ausstellungen zum Wechsel in das neue Jahr sehen die Galerien in der Auguststraße wie hübsch aufgeräumte Setzkästen aus. Jeder kleine Gag scheint eine Präsentation wert zu sein. Nun gut, vielleicht stehen die Highlights für 1998 noch im Lager. Auch die Galerie Gebauer hat sich das Prinzip des Setzkastens zu eigen gemacht und zeigt unter vorgegebenem Motto eine Auswahl mit 13 Künstlern. Der Titel „Personal Absurdities“ deutet an, daß sie aus etwas anderem Holz geschnitzt sein könnten.

„There's a friend for lit-tle chil-dren ...“ – in einer punkigen Version schallt ein Kinderlied durch die Galerie. Das dazugehörige Video zeigt eine Figur, die einen Luftballon in der Hand hält. Mit einem Schlauch wird zur Verfeinerung der Stimme immer wieder Helium in die Lungen gesaugt. Überhaupt ist die Ausstellung mit allerlei seltsamen Kunststücken ausgestattet, fast wie im Zirkus.

Dem ersten Anschein nach ist das schlichte Stahlregal nebenan, in dem Sandalen mit ausgesprochen hohen Plateausohlen stehen, eine Beuys-Persiflage auf dessen „Wirtschaftswerte“. Das aber sind die knallig blauen Schuhe Hans Hemmerts ebensowenig wie ein letzter Schrei der Mode. Dem Künstler ist mit „Level“ vielmehr daran gelegen, die Körpergröße des Publikums auf ein normiertes Maß von zwei Metern zu bringen. Verschiedene Schuhhöhen stehen bereit. Es ist angeraten, bei möglichen Gehversuchen einen sicheren Abstand von zerbrechlichen Skulpturen zu halten.

Etwas traurig hängt dagegen eine Gummipuppe an einer Kette von der Decke. Statt eines Munds hat sie ein Rüsselchen, weder Hände noch Füße sind zu erkennen. Dafür hat das Geschöpf einen ausgewachsenen Kopf. Im selben Raum steht ein Keramikkopf auf einem Gestell mit drei Beinen. Immerhin trägt er einen extravaganten Lederhut: Würdevoll schauen weiße Augen aus dem dunklen Gesicht von Thomas Schüttes „Nachzügler“. Aus Bettzeug ist eine weitere Skulptur von Axel Lieber geformt. Mit Drähten ist der Stoff zusammengefügt und am Boden und der Decke fest verschraubt. Hier und da schauen die berühmten Bettzipfel heraus. Auch die lange Doppelrippunterhose ist ein Klassiker. In „Personal Absurdities“ ist das Kleidungsstück in einen Hocker an Stelle der Sitzfläche eingelassen. Während das Sitzmöbel an die Wand montiert ist, baumeln die Beine unten heraus. Norman Lindner

Bis 24.1., Di.–Sa. 12–18 Uhr, Galerie Gebauer, Torstraße 220