Familienpaß muß passen

■ Trotz Koalitionsvereinbarung wird es für Familien vorerst keine Verbilligung für Zoo, Schwimmbad und Theater geben, weil Einführung von Familienpaß kostenneutral sein müßte. Sponsorenkonzept an mangelndem Interesse

Viele Familien werden auch in Zukunft jeden Pfennig zweimal umdrehen, bevor sie ins Schwimmbad oder Theater gehen. Denn die Zukunft des Familienpasses ist höchst unsicher. Vor genau zwei Jahren hatten CDU und SPD in ihrer Koalitionsvereinbarung die Einführung eines solchen Passes beschlossen. Insbesondere einkommensschwächeren Familien sollte der Eintritt für Museen, Theater und Zoo verbilligt werden. Nur fünf bis zehn Mark sollte der Paß jährlich kosten. Doch das Konzept des hochverschuldeten Senats, den Paß kostenneutral, also ohne Haushaltsmittel zu bewerkstelligen, ist nicht aufgegangen. Andere Lösungen sind noch nicht in Sicht.

Sponsoring war das Zauberwort des Senats, um seine Familienfreundlichkeit unter Beweis zu stellen. Große und kleine Firmen, BVG und Volkshochschulen, Stadtbäder und Theater sollten den Paß finanzieren. Im Auftrag des Senats sprach der JugendKulturService (JKS), der bereits den Super-Ferien-Paß für Schüler organisiert, 300 potentielle Sponsoren an. Nur wenige reagierten positiv. „Die meisten Theater waren bereit, sich zu beteiligen", so der Geschäftsführer der JKS, Heinz Beinert. Die Volkshochschulen hätten sogar gleich eine Arbeitsgruppe gegründet. Aber die meisten winkten ab. Wenn der Senat den Familienpaß wolle, dann solle er gefälligst auch dafür zahlen, war das Echo bei vielen. „Der Familienpaß läßt sich einfach nicht kostenneutral machen“, resümiert der JKS-Geschäftsführer Beinert jetzt. Bereits am Anfang habe die JKS den Senat darauf hingewiesen, daß ein Familienpaß ohne Haushaltsmittel kaum zu bewerkstelligen sei. Jetzt hat sie aufgegeben: Mitte Dezember gab die JKS den Auftrag der Jugendsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) zurück.

Stahmer will aber weiter am Paß festhalten. „Wir bemühen uns“, sagt Sprecherin Bettina Martin. Notfalls müßten Haushaltsgelder dafür aufgetrieben werden, so Martin. Garantieren will sie aber nichts. Immerhin ist der Haushalt 1998 schon verabschiedet. Stahmers Parteikollegin Petra Merkel, Parlamentarische Geschäftsführerin, gibt sich trotzdem hoffnungsvoll: Die Fraktionen würden „schon Druck machen“, damit der Familienpaß eingeführt wird.

Das findet auch Beate Redeker von familycare, einem privaten Verein, der Kinder betreut. „Familien fällt es heute aus Kostengründen immer schwerer, ihren Kindern Kultur zu vermitteln.“ Birgit Mallmann von Familie e.V.: „Viele Eltern klagen, daß sie nur selten ins Schwimmbad gehen können.“ Gerade alleinerziehende Mütter hätten nicht das nötige Geld. Karen Wientgen