Wie tief sinken wir noch?

■ betr.: „Wird die Schultafel zum Werbeträger?“, taz vom 30.12. 97

Bei all dem Werbeschwachsinn der tagtäglich durch Medien aller Art auf mich einströmt, kann ich mir das wirklich ersparen. Allein der Gedanke, durch Werbung Schuletats aufzustocken, ist – obwohl es sehr gut das Denken unserer Konsumgesellschaft widerspiegelt – doch eher etwas abwegig und paradox. Zudem würde Werbung an Schulen früher oder später zu „reichen“ und „armen“ Schulen führen.

Wohlgemerkt ich habe nichts gegen kreative Ideen, um die Unterrichtssituation zu verbessern, denn diese Ideen sind bitter nötig. Aber anstatt Schule als Werbeträger zu mißbrauchen, sollte man doch eher auf eine Solidarität der Schulgemeinschaft hinarbeiten, und SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern sollten gemeinsam über Maßnahmen und Innovationen nachdenken, um den Schuletat auf adäquate und seriöse Art aufzustocken.

Und dann stellt sich noch die Frage nach der Verantwortlichkeit der Länder. Trotz der so oft beklagten Finanzmisere sollten sich die Landesregierungen mal überlegen, wie sie ihre Mittel verteilen, anstatt immer wieder von Schulautonomie zu predigen und darüber hinaus ihre Aufgaben zu vergessen. Alex Wagner, Allendorf