Streit um "Platz des 18. März 1848"

■ Verkehrssenator gegen Umbenennung des "Platzes vor dem Brandenburger Tor" anläßlich des 150. Jahrestages der Märzrevolution. Senatsarbeitsgruppe soll noch im Januar entscheiden

Die Streitigkeiten um die Umbenennung des „Platzes vor dem Brandenburger Tor“ in „Platz des 18. März 1848“ werden wahrscheinlich noch in diesem Monat beigelegt. Nach Angaben des stellvertretenden Senatssprechers Eduard Heußen soll die Ende vergangenen Jahres vom Senat eingesetzte Arbeitsgruppe „noch im Januar“ eine Entscheidung treffen.

Die Federführung der Arbeitsgruppe, der auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und der Verkehrsverwaltung angehören, hat Kultursenator Peter Radunski (CDU). Während Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) weiterhin für die Umbenennung ist, hält Verkehrssenator Jürgen Klemann (CDU) nach wie vor an dem bisherigen Namen fest.

Klemanns Sprecherin Kerstin Appelshäuser sagte gestern gegenüber der taz, daß es bei dem derzeitigen Namen bleibe. Klemann habe „überhaupt nichts gegen den 18. März 1848“, betonte sie. Doch „bindend“ seien die „Ausführungsvorschriften zum Paragraphen 5 des Berliner Straßengesetzes“. Danach dürften Umbenennungen nur bei „politisch geistig belasteten Namen oder bei Doppelbenennungen“ erfolgen. Ausnahmen seien nur bei „herausragenden Einzelpersonen“ möglich. Die Märzgefallenen seien „keine Einzelpersonen“.

Peter Strieder dagegen befürwortet die Umbenennung wegen der „augenfälligen Sichtverbindung zum Reichstag“. Außerdem sei der Platz ein „Glücksfall“, so sein Sprecher Joachim Günther, „weil kein historischer Name verdrängt“ werde.

Klemann hatte das Verfahren an sich gezogen, nachdem die Bezirksverordnetenversammlung von Mitte im Sommer vergangenen Jahres die Umbenennung mit Zustimmung aller Fraktionen beschlossen hatte. Derzeit erinnert nur der Friedhof der Märzgefallenen in Friedrichshain an die 252 Opfer der blutigen Barrikadenkämpfe.

Alice Ströver (Bündnis 90/Die Grünen), Koordinatorin der Arbeitsgruppe, in der sich verschiedene Initiativen, Parteien und Bezirke mit ihren Aktivitäten zum 18. März zusammengeschlossen haben, hofft nun auf „öffentlichen Druck“. Die „Geschichtslosigkeit“ des Senats sei „skandalös“. Die „Aktion 18. März“, in der sich 1978 Historiker, Kirchenvertreter, Künstler und Parteien zusammengeschlossen haben, fordert die Umbenennung als Höhepunkt der 150-Jahr-Feier.

Der Bezirk Mitte will an zwölf ehemaligen Barrikaden-Standorten Kupfertafeln zum Gedenken anbringen. Darüber hinaus sind Lesungen, ein Gedenkzug, Ausstellungen und Vorträge geplant. Barbara Bollwahn