Tutsi „roh verspeisen“

■ Burundis Armee: Nicht CNDD, sondern Hutu-Extremisten verübten Neujahrsmassaker

Köln (taz) – Auf das jüngste Massaker in Burundi, bei dem in der Neujahrsnacht nahe der Hauptstadt Bujumbura über 280 Zivilisten ums Leben kamen, folgt ein Medienkrieg zwischen Burundis Tutsi-dominierter Armee und der Hutu-dominierten Rebellenbewegung CNDD (Nationalkomitee zur Verteidigung der Demokratie). CNDD-Sprecher Jerôme Ndiho hat die Verantwortung für einen Angriff auf den Flughafen von Bujumbura und eine Kaserne übernommen, macht jedoch für den Tod von „über 500 Alten, Frauen und Kindern“ das Militär verantwortlich, weil die Rebellen für ein solches Massaker „keinen Grund“ hätten.

Armeesprecher Isaie Nibizi nennt demgegenüber die Angreifer „Terroristen“, macht gegenüber der taz aber nicht die CNDD für das Massaker verantwortlich, sondern eine radikalere Hutu- Gruppe. „Die bei den getöteten Angreifern gefundenen Dokumente zeigen uns, daß es sich um die Palipehutu handelt“, sagt er. Die Palipehutu (Partei zur Befreiung des Hutu-Volkes) ist eine kleine Partei von Hutu-Extremisten, die mit der CNDD rivalisiert. Ein unabhängiger burundischer Journalist bestätigt, man habe bei den toten Guerilleros Äxte gefunden, wie sie typischerweise von Palipehutu-Kämpfern benutzt würden, sowie Pamphlete, auf denen Burundis Tutsi mitgeteilt wird, sie seien von Gott verlassen und man würde sie jetzt „roh verspeisen“.

Nibizi gibt auch zu, daß das Massaker auf Schwächen im Militär hinweist. „Es ist nicht immer leicht, Angriffe zu entdecken“, sagt er. Das gilt aber nicht immer. Nachdem ein Armeeverantwortlicher am Montag sagte, weitere Rebellen seien aus dem Kongo nach Burundi unterwegs, wurden gestern bei einem Angriff auf einen Militärstützpunkt nach offiziellen Angaben 13 Rebellen getötet. Pierre-Olivier Richard