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: Devil's Island

In Camp Thule am Rande Reykjaviks spiegelt sich noch nicht mal in den Pfützen ein Stück Himmel, ist der Boden nur Schlamm und das Einfamilienheim aus Wellblech. Gäbe es nicht die Amerikaner, die in der Umgebung stationiert sind, wüßte hier vermutlich keiner, daß die restliche westliche Welt der 50er im Warenrausch taumelt. „Sie nehmen uns die Frauen - aber wir trinken ihr Bier“, faßt einer auf der Hochzeit des Soldaten Charlie Brown mit Baddis Mutter Gogo die bilateralen Beziehungen zusammen. Baddi folgt seiner Mutter in die Staaten, doch kehrt bald enttäuscht zurück. Und die Sehnsucht, die sich in die Stoßgebete über dem Eintopfdunst mischt, zielt am Ende trotz importiertem Ami-Schlitten nicht auf das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sondern auf das Naheliegendste. Er heiratet ein Mädchen aus der Nachbarschaft, und wenn er nicht gerade fernsieht, schlägt er um sich. Doch auch darum macht Devil's Island von Fridrik Thor Fridriksson kein größeres Aufheben. Und erzählt auch der Film mit einer gutdosierten Mischung aus Sozialstudie und Parodie von Anachronismen und Modernisierung, von derber Naturmystik und später Industrialisierung, scheint doch seine Familie von all dem unbeeindruckt zu bleiben. Und so ist sie dann doch auf einmal da, die nostalgische Kuschelecke in der Wellblechküche. Birgit Glombitza

Abaton