: Nur Hardcore-Paternalismus -betr.: "Für Straßenkinder", taz-Bremen vom 5.1.1998
Betr.: „Für Straßenkinder“, taz vom 5.1.
Ich hätte mir etwas kritische Distanz zu einem Projekt gewünscht, das schwer erkrankte Straßenkinder aus der Hauptstadt Ghanas in ein dörfliches Kinderheim mit „Wohntrakten“und einer Computerschule verfrachtet. Persönlich bin ich der Ansicht, daß euer Aufruf zur Förderung einer Einmann-NGO, die deutsche Tugenden und Entwicklung im Hau-Ruck-Verfahren propagiert, besser unterblieben wäre. Apropos: ist Gerald Besser (!) ein Pseudonym – oder dachte sich der Mensch: Nomen est omen, und „Ich nehme alles selbst in die Hand und delegiere kaum“. Der bessere Gerald, offenkundig ein zupackender Entwicklungshelfer vom alten Schlag, bestätigt unsere Vorurteile: Der afrikanische Maurer will früh nach Hause, unterschlägt Geld und „bescheißt“. Dem rastlosen deutschen Helfer bleiben viel Streß und Ärger.
In diesem Fall von Hardcore-Paternalismus hilft kein Argumentieren. Endlich zeigt einer den Afrikanern, wo der Hammer hängt, während andere Entwicklungsprojekte oft Jahre „herumkrebsen“. Doch welche Ausbildung finanzieren die eingeworbenen Patenschaften? Erfrischend die Vorstellung, wie Meister Besser den Straßenbuben Mores lehrt, wenn ihr ausrangierter Telekom-Computer abstürzt. Wie mag ihnen der „Aufenthalt im Heim“gefallen?. Was hat die Spende mit dem (ausrangierten?) Tomo Ni e.V. in der Bremer Eduard-Grunow-Straße zu tun? Und schließlich: Was will die taz uns mit ihrem Spenden-Appell sagen: „Wer keine Patenschaft will, kann auch nur spenden.“Besser nicht! Andreas Bittner
niumstransporte vom 23.12.97
Hafensenator Beckmeyer ist nicht für die verfehlte Atompolitik der Bundesrepublik verantwortlich. Richtig. Hafensenator Beckmeyer ist gegen Atomtransporte. Möglich? Hafensenator Beckmeyer kann nichts gegen die Atomtransporte über die bremischen Häfen machen. Falsch! Mit fadenscheinigen Ausreden und politischen Taschenspielertricks versucht er sich an der Wahrheit vorbeizumogeln.
Er und der Bremer Senat bestimmen, welche Güter in den bremischen Häfen umgeschlagen werden dürfen. Hafensenator Beckmeyer könnte also bestimmen, daß keine atomaren Güter über die Bremer Häfen laufen. Dann wäre der Spuk der Atomtransporte über die bremischen Häfen endlich vorbei. Keine Bundesbehörde könnte den Hafensenator dann zwingen oder anweisen, was diese auch bestätigt haben.
In Lübeck und Emden hat allein die Drohung, die dortigen Häfen für Atomtransporte zu schließen, dazu geführt, daß man auf andere Häfen ausgewichen ist: eben auf Bremerhaven.
Aber der Hafensenator will keine Umwidmung seiner Häfen. Weshalb? Will man es sich mit der Bundesregierung nicht verderben, weil man noch weitere Milliarden benötigt?
Die SPD in Bremen hat sich in mehreren Parteibeschlüssen gegen die Atomtransporte ausgesprochen. Es ist unverständlich, daß sie die politische Untätigkeit des Senators duldet. Mit diesem Verhalten macht sich die Partei und ihr Senator zum Handlanger der Atomindustrie, die kurz vor dem Weihnachtsfest noch 59 kg Plutonium heimlich verschiffen wollte.
Dies mißlang aber dank der Initiative von Greenpeace. Mit ihrer Aktion hat Greenpeace uns wieder einmal gezeigt, welcher Gefahren durch Atomtransporte wir fast täglich ausgesetzt sind. Der Hafensenator muß rasch handeln, wenn er wirklich gegen Atomtransporte ist und die Gesundheit der Bevölkerung nicht aufs Spiel setzen will.
Rainer Könemann, Ritterhude
betr.: „Rabatte für Sportkurse gestoppt“vom 17.12.97
Die Aussage des Bundesversicherungsamtes (BVA), Aufsichtsbehörde der bundesweiten Krankenkassen, bringt den Sachverhalt auf den Punkt: „Vorsorgekurse sind vom Gesetzgeber gestrichen worden und dürfen deshalb nicht mehr angeboten werden.“Daß durch diese Haltung des BVA ein scheinbar noch verbliebendes Hintertürchen definitiv geschlossen wird, ist letztendlich nur konsequent. Denn die Frage der Beurteilung, inwieweit Gesundheitsvorsorgemaßnahmen zu Lasten der Versicherungsgemeinschaft erbracht werden können, ist durch die Streichung der Rechtsgrundlage seit dem 01.01.97 ausreichend beantwortet. Ob dies nun sinnvoll ist oder nicht, haben wir als gesetzestreue Krankenkasse nicht zu beantworten.
Konterkarierende Aussagen anderer (Konkurrenz-) Kassen wie „Die haben uns alles kaputtgemacht“zeigen deshalb nur, mit welchen Mitteln und mit wieviel Polemik der Kampf um die Versicherten geführt wird. Eine Gangart, an der sich die Techniker Krankenkasse aus Überzeugung nicht beteiligt. Denn die anderen Krankenkassen übersehen einen wichtigen Fakt. Die Versicherten sind weit mündiger, als dies von ihnen angenommen wird und sie sind sehr wohl in der Lage, zu erkennen, worum es hier wirklich geht.
Ergänzend sei einmal mehr darauf hingewiesen, daß die Techniker Krankenkasse jede dritte Mark ihrer Einnahmen (allein 1997 ca. 7 Milliarden DM!) im Rahmen des sogenannten Risikostrukturausgleichs (RSA) an andere Krankenkassen, vornehmlich die Ortskrankenkassen, abzuführen hat. Wenn diese Subventionierung von diesen Kassen dann, direkt oder indirekt, dazu verwendet wird, gegen uns als die diese Subventionierung aufbringende Kasse Werbung, obendrein mit illegitimen Mitteln, zu betreiben, dann zeigt dies nur, wie dringend der Handlungsbedarf über die Rückführung des RSA auf ein gesundes Maß ist.
Klaus Zeeb, Techniker Krankenkasse, Bremen
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