Nach Festnahme auf Intensivstation

■ Farbiger erlitt schwere Kopfverletzungen nach Polizeischlägen

Schwere Vorwürfe gegen die Polizei hat ein 22jähriger Farbiger aus Treptow erhoben. Nach seiner Darstellung haben ihm Polizeibeamte in der Silvesternacht grundlos gefährliche Kopfverletzungen zugefügt. Hätte sich Sven W. nicht in Behandlung begeben, so habe ihm einer der behandelnden Ärzte mitgeteilt, wären die Verletzungen unter Umständen tödlich gewesen. Jetzt will W. Anzeige wegen Körperverletzung erstatten.

Kurz nach dem Jahreswechsel, so der Schüler gegenüber der taz, habe er sich in der Samariterstraße in Friedrichshain mit Freunden unterhalten – unter starker Polizeipräsenz im gesamten Viertel, deren Grund ihm jedoch nicht erkennbar gewesen sei. Plötzlich seien Beamte auf umstehende Personen losgestürmt. Auf die Frage, was denn los sei, antworteten diese der Darstellung von Sven W. zufolge nur mit einem Schlag ins Genick. Er sei zu Boden gerissen worden, mehrere Polizisten hätten mit der Faust auf seinen Kopf geboxt und auf ihn eingetreten. „Einer von denen hat mir den Kopf gegen das Straßenpflaster geschlagen.“ Dann sei er in ein Fahrzeug gebracht worden. Als ihm eine Beamtin die Handfesseln lockern wollte, soll sie ein Kollege ermuntert haben: „Laß dir Zeit, ist doch egal.“

Die Herausgabe einer Dienstnummer hätten die Beamten verweigert. Nach einer halben Stunde sei er mit den Worten „Ich rate Ihnen, nach Hause zu gehen“, freigelassen worden. Nachdem W. auf eine Feier weitergezogen war, wurde ihm plötzlich schwarz vor Augen, Freunde brachten ihn in die Notaufnahme. Die Ärzte diagnostizierten ein Schädel-Hirn- Trauma ersten Grades. W. verlebte den Neujahrstag auf der Intensivstation, mußte bis vorgestern im Krankenhaus bleiben.

Ein Polizeisprecher bestätigte gestern grundsätzlich den Ablauf. Ab Mitternacht hätten in der Straße etwa 50 Randalierer mit Steinen geworfen. Im Zuge der mehrstündigen Ausschreitungen seien fünf Personen festgenommen worden, darunter gegen 0.50 Uhr der 22jährige Sven W. Er habe einen Polizisten angegriffen, sich bei der anschließenden Festnahme gewehrt und dabei auch einen Schlag an den Kopf bekommen. Nach Feststellung der Personalien habe man ihn wieder freigelassen. Er habe jedoch nicht über Schmerzen geklagt.

„Allerdings kann sich keiner der Beamten an einen Farbigen unter den Festgenommenen erinnern“, so der Sprecher. Die Ermittlungsbehörden werfen Sven W. nun Widerstand gegen die Staatsgewalt vor. Der Betroffene seinerseits betrachtet das Verhalten der Polizei als rassistischen Übergriff. Andreas Spannbauer