■ Erstes deutsches „Titanic Informations Center“ gegründet
: „Ein wunderschöner Pott“

Füssen (taz) – Wie kann einen 24jährigen Allgäuer Studenten ein Schiff so interessieren, daß er die Berge um sich herum vergißt und (fast) nur noch eines im Sinn hat: die Titanic? Vierzehn Jahre ist es her, daß der junge Füssener Nikolaus Zöllner seine Liebe zum wohl bekanntesten Schiff, das je ein Meer befuhr, entdeckte. Ein Mitschüler hatte in der vierten Klasse einen kleinen Vortrag gehalten – seither ließ Nikolaus Zöllner die Geschichte des Luxusdampfers nicht mehr los. Nach und nach trug er immer mehr Informationen über die Titanic zusammen. Immer wieder las er von jenem dramatischen 14. April 1912, an dem das angeblich unsinkbare Luxuspassagierschiff der englischen White- Star-Line vor Neufundland auf einen Eisberg stieß und sank. Nicht einmal ein Jahr war damals seit dem Stapellauf vergangen.

Die Augen des BWL-Studenten glänzen, wenn er von dem „wunderschönen Pott“ erzählt; wenn er beschreibt, daß für ihn die Titanic auf manchen Bildern so ausgesehen habe „wie eine alte Dame, die einen angrinst“. Auf der ganzen Welt stöbert er nach Literatur, aus Amerika hat er sich Unterlagen kommen lassen, um sich mit der gesamten Technik des Schiffs und allen erdenklichen Sicherheitsaspekten vertraut zu machen.

Über die unterschiedlichsten Theorien zum Untergang diskutieren Zöllner und seine Elmshorner Titanic-Kollegin Susanne Störmer mit ihren Freunden immer wieder aufs heftigste. „Ich bin nämlich nach wie vor der Meinung, daß die Titanic an sich unsinkbar war. Man glaubte damals wirklich, das sicherste Schiff zu bauen, und hat bedauerlicherweise eine einzige Sache nicht bedacht, diesen abgesplitterten Eisberg, ,growler‘ genannt. Nie zuvor war ein Schiff mit einem solchen Eisberg kollidiert.“ Er sagt das fast so, als wollte er mit seinen Worten die Ehre des Schiffes noch im nachhinein verteidigen. Nikolaus Zöllner glaubt, auf seine Ursachentheorie angesprochen, daß nicht ein einziges langes Loch zum Sinken des Schiffes geführt hat, sondern eine ganze Reihe von Rissen.

Der junge Mann, der zur Finanzierung seines Studiums immer wieder Vorträge zum Thema Titanic hält, hat im Sommer 1997 zusammen mit einigen Freunden in ganz Deutschland das erste und einzige „Titanic Informations Center Deutschland e. V.“ mit einer Süddeutschland- und Norddeutschland-Niederlassung gegründet. 85 Jahre nach dem Untergang will Nikolaus Zöllner mit seiner Elmshorner Kollegin Susanne Störmer und einer Reihe weiterer Mitstreiter die Titanic-Interessierten zusammenbekommen. Forschungen der Vereinsmitglieder sollen durch die weltweiten Kontakte, die Zöllner und seine Kollegen haben, erleichtert werden. Denn in England, Amerika und anderswo gibt es solche Infocenter längst. Zehn waren es bislang, elf sind es jetzt. „Es gibt viele Menschen, denen es geht wie mir, die dieser Mythos Titanic nicht mehr losläßt“, sagt Zöllner.

Viel Zeit hat er für die Forschung nach den Passagieren, ihrer Herkunft und Geschichte verwendet. Im Computer hat er die komplette Passagierliste des Schiffes, gespickt mit zahlreichen Querverweisen auf die Literatur zur Titanic. Mehrmals bereits hat er bei internationalen Titanic-Treffen Überlebende der Schiffskatastrophe getroffen. „Das ist enorm beeindruckend, wenn man die von dem Schiff erzählen hört. Da bekommt dann mit einem Mal dieses Schreibtischhobby Leben.“ Klaus Wittmann

Adresse Süddeutschland: Vorstand Süd: Nikolaus Zöllner, Postfach 1214, 87618 Füssen, Tel. u. Fax 08362/4517, Adresse Norddeutschland, Vorstand Nord: Susanne Störmer, Postfach 1005, 25310 Elmshorn, Tel. 04354/98140 – Fax 04121/438842