Apple im Glück

■ Der angeschlagene Computerpionier macht nach eineinhalb Jahren wieder Profit

Berlin/San Francisco (taz/rtr) – Auf der halbjährlichen Apple-eigenen Messe Macworld Expo hatte Steve Jobs wieder eine Überraschung parat: Apple habe das gerade beendete erste Quartal mit einem Gewinn von mehr als 45 Millionen Dollar abgeschlossen, erklärte Firmenchef Steve Jobs vorgestern abend dem staunenden Publikum – das sind rund 80 Millionen Mark. Wallstreet-Analysten hatten dagegen einen Verlust von zehn Millionen Dollar prophezeit. Prompt kletterte der Kurs der Apple-Aktie um 20 Prozent nach oben. Jobs, der Übergangschef von Apple, ließ die gute Nachricht mit einem Gespür für Dramaturgie so ganz nebenbei am Ende seiner Eingangsrede fallen. „Ich bin sicher, Apple kommt wieder nach vorn“, fügte er unter dem Beifall der 3.000 Zuhörer an.

Der Quartalsumsatz liege bei 1,6 Milliarden Dollar. Das Unternehmen hatte in den vergangenen beiden Jahren Verluste von insgesamt 1,6 Milliarden Dollar (rund 2,8 Milliarden Mark) verbucht. Das letzte Mal hatte die Firma im Sommer 1996 Quartalsgewinne präsentieren können.

Vizepräsident Mitch Mandich sagte, Apple rechne damit, auch das Gesamtjahr 1998 mit einem Gewinn abzuschließen. „Das Ergebnis des ersten Quartals ist kein Ausreißer“, fügte er hinzu. Jobs führte die Rückkehr in die Gewinnzone auf verschiedene Faktoren zurück. Unerwartet gute Verkaufszahlen des neuen G3-Macintosh-Computers gehörten ebenso dazu wie erfolgreiche Kostensenkungen, verbesserte Gewinnmargen bei den neuen Produkten und neue Absatzwege, erklärte Jobs. So habe Apple ursprünglich mit dem Verkauf von 80.000 G3 Macs gerechnet, tatsächlich aber 133.000 Stück des Computers verkauft. Beigetragen habe dazu auch die neue Partnerschaft mit der Computer-Einzelhandelskette CompUSA. Zu den von Jobs angesprochenen Kostensenkungen gehörten auch Tausende von Entlassungen im vergangenen Jahr. Industrie-Analysten sind allerdings noch zögerlich mit einer neuen Einschätzung fürs ganze Geschäftsjahr 97/98. Sie wollen erst die Bilanz im Detail untersuchen, die Apple am 14. Januar vorlegt.

Noch immer ist unklar, wer künftig die Geschäfte von Apple führen soll. Steve Jobs hat offenbar die ständigen Nachfragen satt, ob er nicht selbst dauerhaft die Firma leiten wolle. Als ihn am Dienstag ein Journalist live im Kabelkanal CNBC danach fragte, verließ er einfach die Sendung. urb