Putzfrauen in der Besenkammer

■ Die Reinigungskräfte in Hamburgs Krankenhäusern sollen es künftig gesünder und sowieso besser haben

Saubermachen ist anstrengend. Wer je durch den WG-Putzplan an das Treppenhaus erinnert wurde, kann ein Lied davon singen. Der Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) will seinen Reinigungskräften jetzt durch Arbeitserleichterungen Mut machen, sich in das Stationsgeschehen integrieren zu lassen. Die ehemaligen Putzfrauen werden künftig als Servicekräfte eingesetzt. Zudem wurden bessere Gerätschaften und zweckmäßigere Arbeitskleidung angeschafft.

Hochbelastet – wenig beachtet, das bedeutet für die Reinigungskräfte im Klinikbereich nicht nur körperliche Gefährdung, sondern auch psychosoziale Belastungen durch die geringe Anerkennung ihrer Arbeit. Ihre rosafarbenen Kittel signalisieren: Die Truppe mit den Wischmopps nimmt niedere Aufgaben war. Sie verbringt ihre Kaffeepause demnach nicht im Stationszimmer, sondern im Vorraum der Besenkammer. Ungünstige Körperhaltungen und Verschleiß, der tägliche Umgang mit hautgefährdenden Reinigungsmitteln und infektiösen Abfällen bestimmen den Alltag der Putzfrauen.

„Die aggressiven Putzmittel gehen mir wahrscheinlich auf die Schleimhäute“, sagt eine Mitarbeiterin des Reinigungsdienstes, „mir läuft die Nase, und die Augen brennen.“Andere Kolleginnen klagen über Rückenschmerzen, vor allem aufgrund der schweren Wassereimer. „Das Geschirr in der Küche ist das Schlimmste“, ergänzt eine Dritte.

Der LBK hat im AK Heidberg (jetzt Klinikum Nord) über einen Zeitraum von zwei Jahren die Belastungen der Reinigungskräfte untersuchen lassen. Daraus entstand in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Hamburg ein Konzept zur Reduzierung der Arbeitsbelastungen, das jetzt in einer Wanderausstellung in der Personal-Caféteria des AK Barmbek zu sehen ist.

Der Reinigungsdienst übernimmt nicht nur hygienische, sondern auch patientennahe Aufgaben. Deshalb bietet der LBK seit geraumer Zeit Kommunikationsschulungen an. Außerdem werden die Putzfrauen nach Möglichkeit nicht mehr jeden Tag neu auf die insgesamt 69.000 Quadratmeter des AK Barmbek verteilt, sondern arbeiten in Gruppen mit festen Vorarbeiterinnen. Einige haben im vorigen Jahr sogar einen Gesellenbrief für Gebäudereinigerinnen erworben. Die lästigen Kittel wurden gegen weiße Hosenanzüge mit entsprechenden Arbeitsschuhen vertauscht, die Wassereimer rollen auf einer Mobilette über den Stationsflur.

Hart wird es dennoch für sie: Allein im AK Barmbek wurden ihre Stellen von 190 auf 140 reduziert.

Lisa Schönemann