■ Standbild
: Ungute Ungarnfahrt

„Das elfte Gebot“, Mi., 20.15 Uhr, ARD

Warum Ungarn? Die Sprache ist genauso schwer wie Finnisch, und der Balaton ist flach. Trotzdem hat sich der MDR für „Das elfte Gebot“ nach Budapest gewagt. Herausgekommen ist ein spannender Krimi, wenn auch titelschwanger abgefüllt mit Schicksalsschlägen für die Hauptfigur.

Was macht er nicht alles mit, der Schauspieler Wolf Ahrend (Vadim Glowna). Er ist Alkoholiker. Mit seiner Exfrau (Ulrike Kriener) streitet er sich um das Sorgerecht für den kleinen Robert. Sein Sender Wega 2, Quotenjagd ist seiner Bosse elftes Gebot, will seine mäßig erfolgreiche Kinderarzt-Serie absetzen. Zum haarsträubenden Fortgang der Handlung wird Ahrends Sohn während einer unguten Ungarnfahrt entführt und Ahrend von den Medien gejagt wie weiland Lady Di, lange auf die Hilfe seines Senders vertrauend. Doch aus der Entführung wird ein Spektakel, aus der Geldübergabe eine Fernsehshow für Wega 2.

„Das elfte Gebot“ dreht die Medienwelt um: Wir gaffen diesmal nicht auf die Schlagzeilen vom heruntergekommenen Mimen, sondern sehen die Geschichte durch seine Augen. Dabei wird uns Wolf Ahrend immer sympathischer: Er macht Fehler, ist aber nie ein durchgeknallter Star, sondern ein Kumpel, der nette Verlierer, der erst mal einen kippen muß, bevor er den Kidnapper verfolgen kann. Der entpuppt sich schließlich als Bettgenosse des karrieregeilen Medienmonsters Kathlen (Julia Jäger), TV-Journalistin bei Wega 2. Die ist so superschlauböse, daß sie die quotentreibende Entführung binnen eines Wochenendes aushecken konnte. Hier hinkt die Geschichte ein wenig, aber das stört nicht wirklich: Dafür ist sie zu schnell, zu aktuell und die Schauspieler zu gut. Stefan Kuzmany