Charming Polenwitze

■ Unser Harald Schmidt ist eigentlich immer so wie immer – doch ist er auch eine sehr wichtige Person? („V.I.P.“, 19 Uhr, NBC Europe)

Harald Schmidt sitzt in seiner Show-Kulisse, redet englisch, und niemand lacht über seine Witze... Wer heute abend wahllos oder gezielt durch die Programmvielfalt zappt, stößt womöglich unverhofft auf derart trugbildhafte Szenerien.

Dabei hat es sich bloß „V.I.P.“- Talkerin Catrina Skepper im entseelten Kölner Capitol bei einem Glas deutschen Wassers und auf seinem Stuhl bequem gemacht, um für NBC Europe Deutschlands wieder und wieder preisgekrönten Late Nighter zu interviewen. Zudem ist der Rollentausch mit der schönen Catrina für den Chat- Profi ja nicht der erste seiner Art. (Man erinnere sich, wie Schmidt bei „Menschen 96“ Gastgeber „Lojo“ von Lojewski unmöglich machte, bei Biolek noch gönnerhaft-seriöser auftrat als der Bundeskanzler oder sich bei Christoph Schlingensiefs „Talk 2000“ so sehr in seinem Element fühlte, daß kaum jemand seinen Irrtum bemerkte.) Doch für gewöhnlich hat Harald Schmidt auch außerhalb seiner Show nach ein, zwei Pointen das Studiopublikum am Wickel.

Beim „V.I.P.“-Gespräch aber sind die Lacher zu Hause geblieben, und unser Harald ist ganz auf sich gestellt: Sein Humor? – „Black humour“ sei das, bzw. was wir hierzulande dafür hielten. Deutscher Humor? – „Rougher“ sei der, weil „we Germans“ uns noch politische Unkorrektheiten leisten. Und seine Polenwitze? – Eigentlich „charming“ seien die; und nicht der Rede wert. – Ähnliches könnte der NBC-Europäer nach Skeppers Viertelstundenplausch auch über diesen Harald Schmidt denken: Eigentlich charming, wie er percent mit Ti-Äitsch ausspricht und sich in unbeholfenem Grundwortschatzenglisch tongue-in-cheek an „just kidding“-Späßen und Running Gags versucht; aber zugleich auch nicht der Rede wert.

Nur für den einheimischen Zuschauer (so er denn den britannischen Europasender überhaupt empfangen kann) mag diese Außensicht erhellend sein; grad so, als wäre der Mann, dessen Humorverständnis immerhin eine TV-Nation zu spalten vermag, ohne TV-Nation nichts weiter als dieser freundliche 40jährige dort auf NBC.

Lady-Di-Witze übrigens durfte er nicht nur für Sat.1 keine machen: Wie er sich gewundert habe, daß zur großen Beerdigung Elton Johns Windkerze gesungen wurde und nicht Stings „Every breath you take – klick – every move you make – klick – I've been watching you“, tuschelte (und sang) Schmidt erst in Skeppers Ohr, als die Mikros schon ausgeschaltet waren. Christoph Schultheis