Arbeitslosigkeit boomt

■ 95.602 Frauen und Männer waren im Dezember in Hamburg erwerbslos

Das Wirtschaftswachstum steigt, die Erwerbslosigkeit boomt: Mit 95.602 gemeldeten Arbeitslosen erreichte die Zahl der Joblosen in Hamburg im Dezember 1997 wieder einmal einen traurigen Höchststand. Trotz eines prognostizierten Wirtschaftswachstums von 2,5 Prozent liegen die Arbeitslosenzahlen damit um 8,9 Prozent höher als im Vorjahr. Dennoch philosophiert Hamburgs Arbeitsamtschef Olaf Koglin in Seminarmanier über eine Wende am Arbeitsmarkt. Koglins These: „Die Trendwende hat begonnen, es hat nur noch niemand gemerkt.“

Koglin stützt seine positve Prognose auf den untypischen Verlauf der Arbeitslosenkurve in den vergangenen Monaten. Zwar hätten im Dezember „saisontypisch“abermals 1.959 Männer und Frauen ihren Job verloren, und damit sei die Arbeitslosenquote auf 13,5 Prozent gestiegen. Zugleich sei jedoch der Anstieg der Arbeitslosigkeit in den letzten zwölf Monaten geringer ausgefallen als noch zur Jahresmitte befürchtet. Negativ auf die Statistik habe sich vor allem die „Sparwelle“bei den Arbeitsbeschaf-fungsmaßnahmen, Fortbildungen und Umschulungen ausgewirkt.

Positiv ist laut Koglin, daß trotz 141.000 Arbeitslosen-Neumeldungen nur 46,1 Prozent entlassungsbedingt waren. Die Zahl der freien Stellen habe im Vergleich zum Vorjahr sogar um 7,7 Prozent (64.295) zugenommen. Koglins akademische Schlußfolgerung: „Weniger Entlassungen, mehr Vermittlung, mehr offene Stellen. Wenn wir noch ein bißchen am Arbeitsmarkt drehen, kann es zur Trendwende kommen.“Zugleich lobte Koglin die Ansätze der Sozialämter, durch aktive Arbeitsmarktpoltik Langzeitarbeitslosen wieder einen festen Job zu verschaffen.

400 Millionen Mark stehen dem Hamburger Arbeitsamt in diesem Jahr für Fördermaßnahmen zur Verfügung. Mit diesem Geld möchte Koglin „neue Akzente“setzen. So sollen etwa bis zu 1.000 Plätze im Bereich „Qualifizierung und Arbeit für Schulabgänger“geschaffen werden. Außerdem sollen vornehmlich Projekte für Frauen gefördert werden, die perspektivisch zu einem Arbeitsplatz auf Dauer führen. Denn „herkömmliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen“, so Koglin, „sind in der Regel nicht gerade frauenfreundlich.“

Kai von Appen