He! Ho! Fun statt Crime!

■ Mitten im traurigen Kattenturm entsteht ein „Funpark“für Straßenballer, Rollbrettfahrer, Geländeradler und andere Kids

Kattenturm, so liest man mit deprimierender Regelmäßigkeit, sei Bremens schlechteste Adresse. Nachrichten aus Kattenturm sind schlechte Nachrichten. Krawalle, Schlägereien zwischen Jugendbanden, angegriffene Polizisten, überfallene Taxifahrer, Kinderkriminalität etc. Irgendwelche Angebote für Jugendliche (aus 95 Nationen!)? Fehlanzeige. Jetzt kommen aber mal gute Nachrichten aus Kattenturm: Es wird für kleine und große Jugendliche einen „Fun-Park“geben. Am Donnerstag wurde der Bauantrag eingereicht.

Hinter dem Kattenturmer Kulturhaus Katt, längs der Kattenturmer Heerstraße, liegt eine trostlose Grünbrache. Hier wurde irgendwann mal Fußball gespielt. Daneben ein giftiges Stück Erde, geradezu eine Rotbrache: Das ist ein ehemaliger Sportplatz mit einer dioxinhaltigen „Kieselrot“-Decke, heute mit Plastikplanen abgedeckt und nicht benutzbar. Seit zwei Jahren wühlt, baggert, ja kämpft eine örtliche Initiative für einen „Spiel- und Freizeitpark“an dieser Stelle.

In beispielloser Kooperation rudern Kulturarbeiter, Beiratsmitglieder, GEWOBA-Planer, das Amt für Soziale Dienste Süd und nicht zuletzt unermüdliche Jugendliche beim Funpark-Projekt im selben Boot. Und vieles spricht dafür, daß aus ihrer Vision etwas wird: ein Ort für Skater und BMX-Radler, Streethockey- und Streetballspieler, hier Bäume, da Hügel, dort Wiese (... und eine Brücke, und ein Café, doch eins nach dem anderen).

Daniel Piosik gehört einer Vereinigung an, die sich „ILL Skill Institution“nennt, aber nur eine Jugend-Ini ist, die zum Beispiel das blaue Wachsmodell gebaut hat, welches im Katt steht. Es stellt einen Double-Pool dar, eine Doppelschüssel, an deren Steilwänden sich einmal Rollschuh- und Rollbrettfahrer austoben können. Als Piosik vor Jahren anfing, für einen Skaterort zu kämpfen, war er noch jugendlich und seine Mitstreiter noch Kinder. Sollte an allen Behördenklippen vorbei und allen Geldnöten zum Trotz der Funpark Anfang 1999 eröffnet werden, wären sie die wahren Sieger.

Träger der zunächst einmal 7000 qm großen Anlage wird das Kulturhaus Katt sein. Die Bauleitung leistet die GEWOBA. Die Projektleitung hat das Sozialamt übernommen, dessen Herr Kriebisch die Finanzlage kennt: 600.000 Mark würden gebraucht, 2/3 seien schon gesichert, 200.000 würden noch gesucht. Die Stiftung Wohnliche Stadt steige mit 300.000 Mark ein. Teuer ist die Behandlung des Kieselrot-Platzes. Der wird mit einer Trennschicht abgedeckt und dann komplett asphaltiert.

Die Bewohner der angrenzenden Häuser, die schon vom Massenverkehr auf der Kattenturmer Heerstraße malträtiert werden, sollen mittels kleiner Hügel vor Skaterkrach geschützt werden. Die jugendlichen Planer haben übrigens jeden einzelnen Anwohner besucht und um Verständnis geworben. In dem neuen Kattenturmer Hügelland werden dann Geländeradler trainieren, bei Wunsch betreut vom Radsportclub Rot-Gold Bremen, der sich ebenfalls am Funpark beteiligt.

Das Projekt Funpark ist mehrfach einmalig. Vergleichbare Anlagen sind, wo es sie überhaupt gibt, grundsätzlich kommerziell. Als soziokulturelles Stadtteilprojekt soll der Funpark, darauf weist die engagierte Beiratssprecherin Anneliese Alfke hin, durchaus eine „kriminalpräventive Wirkung“haben. Andererseits wird er aber auch kein „Geschenk der Behörde“sein, sondern eine Sache der Kids selbst (vielleicht geht dann auch dereinst weniger zu Bruch).

Und weil der Staat so klamm ist, häng immer noch vieles von den Kattenturmer Bürgern und Firmen ab. Die einen braucht man für Hand- und Spanndienste. Die anderen füs fehlende Geld. BuS