1997 miesestes Jahr für Arbeitslose

■ Rekordzahl ohne Job / Arbeitsamt plant neue Instrumente

Auf dem Bremer Arbeitsmarkt war 1997 das schlechteste Jahr seit Kriegsende: Im Jahresdurchschnitt waren 40.566 Personen arbeitslos gemeldet. Das sagte der Direktor des Bremer Arbeitsamtes, Christian Hawel, gestern bei der Vorlage der ersten Jahresbilanz. Im Jahr 1996 hatte die Zahl der Arbeitslosen noch bei 38.133 gelegen.

Dabei beobachtete das Arbeitsamt gegenläufige Tendenzen. Einerseits ist die Arbeitslosigkeit für viele Menschen kein Dauerzustand. So meldeten sich mehr als 57.000 Personen arbeitslos und fast 56.000 fanden im gleichen Zeitraum auch wieder einen Job, wenn die Stelle auch oft nur befristet war. Andererseits steigt der Sockel an Langzeitarbeitslosen kontinuierlich an. Heute sind 38 Prozent der Arbeitslosen länger als ein jahr beim Amt registriert. Von den 30.000, die Leistungen bezogen haben, mußten 16.000 mit der niedrigeren Arbeitslosenhilfe vorlieb nehmen, weil ihr Versicherungsanspruch auf Arbeitslosengeld ausgelaufen war.

Mehr als 180 Millionen Mark hat das Arbeitsamt Bremen ausgegeben, um Kurzarbeit, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder Fortbildung und Umschulung zu finanzieren. Damit wurden nach Hawels Angaben 7.500 Menschen vorübergehend aus der Arbeitslosigkeit geholt. „Ohne diese Maßnahmen hätten wir eine Arbeitslosenquote von 17,7 Prozent“erklärte Hawel. So lag die Quote im Jahresdurchschnitt bei 14,9, im Dezember 1997 bei 15,1 Prozent.

Hawel hat sich zum Ziel gesetzt, im Jahr 1998 die Zahl der Arbeitslosen auf unter 40.000 zu drücken. Für das Arbeitsamt und seine 750 Beschäftigten bringt das neue Jahr aber ohnehin eine Menge Stress. Die Leitungsebene ist gefordert, die nach dem neuen Arbeitsförderungsrecht regional frei verfügbaren Mittel sinnvoll auszugeben. In Bremen sind das 17 Millionen Mark, die allerdings den herkömmlichen Instrumenten wie ABM abgezogen würden. Hawel plant, mit dem Geld angehende Selbständige zu fördern oder die Job-Rotation zu unterstützen, bei der Arbeitslose urlaubende oder kranke Mitarbeiter vertreten. „Aber die neuen Instrumente müssen mehr bringen als die Alten“, schränkt der Direktor ein.

Die neuen Pflichten für Arbeitslose (Nachweis der Eigeninitiative bei der Job-Suche, persönliche Arbeitslosmeldung alle drei Monate etc.) hält man in Bremen für wenig bedeutsam. Schon heute suche der Großteil der Klienten selber nach einem Job und sei ohnehin öfter als alle drei Monate im Amt. jof