Marmor Stein und Eisen Brecht: „Ich bin kein Leser“
■ Wortmeldung zum 100.: Gespräch mit Berthold Brecht, Nenzingen
taz: Sie heißen ja fast Bertolt Brecht. Wie denn genau?
Berthold Brecht: Berthold Brecht. B-E-R-T-H-O-L-D.
Sind Sie denn nach dem Bertolt benannt worden?
Zu der Zeit, also 1941, hat niemand gewußt, um wen es da überhaupt geht. Und wenn man es gewußt hat, dann bin ich trotzdem nicht mit Absicht so genannt worden.
Haben Sie denn Ihre Eltern mal darauf angesprochen?
Nö, da habe ich mich nie drum gekümmert.
Wann haben Sie denn zum ersten Mal von ihrem Namensvetter gehört. War das in der Schule?
In der Schule ist über dieses Thema überhaupt nicht gesprochen worden. Von ihm gehört ... Das war an und für sich bei der Bundeswehr, 1961. Da ist mir der Name mehrmals zu Ohren gekommen.
Haben Sie denn mal etwas Bertolt gelesen?
Nein, eigentlich nicht. Ich bin kein Leser.
Oder mal ein Theaterstück gesehen?
Auch nicht. Mir ist das eigentlich ziemlich egal, was der so gemacht hat. Ich bin auch kein Theatergänger.
Zur Zeit sind die Zeitungen ja voll mit Artikeln über Bertolt Brecht. Finden Sie das interessant?
Es kommt drauf an, wie es geschrieben ist. Wenn mir das nicht wichtig vorkommt, höre ich auf mit dem Artikel.
Was würden Sie denn gerne über ihren Namensvetter wissen?
Wo er herstammt, vielleicht.
Der ist in Augsburg geboren.
Wenn er jetzt hundert wird, weiß man ja auch, wann er geboren ist, oder?
Am 10. Februar 1898.
Dann habe ich mit dieser Sache keine Verbindung. Aber es hat mich ja auch nie groß interessiert.
Wenn der Brecht Sie jetzt zu seiner Geburtstagsfeier eingeladen hätte, würden Sie dann hinfahren?
Wegen einer Geburtstagsfeier nach Berlin zu fahren, das ist ein bißchen teuer.
Vielleicht würde er in Augsburg feiern, das wäre ja nicht so weit weg. Hätten Sie denn Lust, den mal zu treffen?
Wenn er noch leben würde... na ja, warum nicht: wenn man am Tisch so ins Gespräch kommen würde.
Gefällt Ihnen Ihr Name denn?
Ja. (Interview: Kolja Mensing)
(wird fortgesetzt)
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