Gewonnenes Image, verlorenes Image

■ Der Hamburger SV zeigt in der Halle, daß er doch noch Fußball spielen, der FC St. Pauli, daß er es immer noch nicht kann – Rodolfo Cardoso wechselt vorerst nicht nach Argentinien

Es wurde auch höchste Zeit, die Verhältnisse im Hamburger Fußball wieder geradezurücken. Der Hamburger SV zeigt nach der verkorksten Hinrunde endlich die Leistung, die die Fans die ganze Zeit von ihm erwartet haben. Der FC St. Pauli spielt weiterhin wie ein mittelmäßiger Zweitligist. Zumindest in der Halle.

Die Ochsenzoller überzeugten beim heimischen Turnier, dem Ratsherren-Cup, den sie das erste Mal in seiner zwölfjährigen Geschichte gewinnen konnten. Entsprechend zufrieden zeigte sich ihr Trainer Frank Pagelsdorf: „Das hat Spaß gemacht und kommt unserem Image bei den Fans sicher zugute.“

Freuen konnte er sich auch über den Auftritt seiner Jungs am Wochenende beim Turnier im Oberhausen. Zwar wurden die Rothosen im Halbfinale vom Zweitligisten Fortuna Köln – deren Trainer ist immerhin Bernd Schuster – gestoppt und unterlagen im Spiel um den dritten Platz gegen Bayer Leverkusen. Aber Pagelsdorf, eigentlich ein Feind des Indoor-Kicks, war trotzdem zufrieden: „Wir haben hier eine ordentliche Leistung geboten und an Image gewonnen.“

Ganz anders der kleine Bruder aus St. Pauli. Die Profis des Zweitligisten hatten offensichtlich nicht begriffen, daß in der Halle mit Tempo gespielt werden muß, daß viel Bewegung nötig ist, um Torchancen herauszuspielen. Statt dessen bewegten sich die Spieler behäbig wie Ratsherren im Talar und kassierten eine Niederlage nach der anderen. Sowohl an der Elbe als auch an der Emscher schieden sie nach der Vorrunde aus, kamen in sechs Spielen gerade einmal zu einem Unentschieden und erzielten nur sechs Tore. Für den Kleinfeld-Kick erbärmlich. Entsprechend ungehalten reagierte auch Ex-Co-Trainer Gerhard Kleppinger: „Das war ein übles Gekicke.“

Besonders deprimierend für die Profis war die Niederlage gegen den Angstgegner Energie Cottbus. Dabei gibt es doch eine Mannschaft im Verein, die zeigt, wie man es besser macht. Die Amateure nämlich wurden beim Hamburger Ratsherren-Turnier erst im Halbfinale vom FC Kopenhagen gestoppt. Im Spiel um den dritten Platz gelang ihnen jedoch das Kunststück, ausgerechnet die Cottbusser nach Neunmeterschießen zu schlagen.

Besonderes Interesse galt dabei Thomas Meggle. Der war bei den Profis ausgemustert worden und spielte für den Nachwuchs der Millerntor-Buben. Trainer Kleppinger hatte ihm mangelnden Einsatz vorgeworfen und wollte dem Augsburger mit dieser Strafmaßnahme zeigen, woher unter seiner Ägide der Wind weht. Allein Meggle wußte sich glänzend zu behaupten, wurde Torschützenkönig und zum besten Spieler des Turniers gewählt. Der Lohn dafür war die Teilnahme am Turnier in Oberhausen.

Statt an den Rio de la Plata zu fliegen, mußte sich Rodolfo Esteban Cardoso ebenfalls ins Ruhrgebiet aufmachen. Der Mann mit dem klingenden Namen und dem Pech an den Fußballstiefeln wollte eigentlich zu den Boca Juniors Bue-nos Aires wechseln. Aber auf die Transfer-Forderung des HSV-Managers Bernd Wehmeyer wollten oder konnten die Verantwortlichen des argentinischen Vereins nicht eingehen. Immerhin will Fummel 2,7 Millionen Mark, also dreisterweise die gleiche Summe, die der HSV damals an Werder Bremen bezahlt hatte. Und das ist der Argentinier inzwischen nicht mehr wert.

Eberhard Spohd