Eine beinah gelungene Abi-Feier

■ Zuviel und zuwenig: Das Musical „Anything goes“im Altonaer Theater

Die Verwandtschaft hielt es vor Begeisterung nicht mehr auf den Stühlen aus. „Schön ist es geworden“, sagte eine stolze Mutter am Freitag nach der Premiere des Musicals Anything goes im Altonaer Theater. „Und so viel Mühe haben sie sich gegeben“. Ein verräterisches Urteil über die Leistung der Mädchen und Jungs von der Young Musical Company, den eine jüngere Zuschauerin dann auch prompt zum ehrlichen Stoßseufzer abwandelte: „Was für ein Aufwand!“

Das Ansinnen war durchaus honorabel: Angehenden SängerInnen, TänzerInnnen und SchauspielerInnen sollte die Möglichkeit geboten werden, mal über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Studierende der unterschiedlichsten Bereiche arbeiten ehrenamtlich an dem Musical mit, und die führenden Köpfe Rüdiger Schaade (Organisation), Michael Cagna (künstlerische Leitung) und Jan Merzrath (Musik) fanden in Altona ein Forum vor, das für eine solche Produktion eigentlich mehr als ausreichen sollte. Für die 29 DarstellerInnen und 20 MusikerInnen war die große Bühne aber fast schon zu klein.

Anything goes, Cole Porters Broadway-Erfolg von 1934, wollte die Zuschauer der Nach-Depressions-Ära in eine Traumwelt entführen: Die High Society überquert den Atlantik auf einem Luxusdampfer, und nach verschiedenen Irrungen und Verwicklungen finden alle Liebespärchen zueinander, um im großen Finale eine Massenhochzeit zu feiern.

Die Young Musical Company kam dieser Szenerie mit einem geschickten Bühnenaufbau entgegen, der das Orchester auf ein abgedunkeltes Podest in den Hintergrund stellte. Das funktionierte aber nur, solange sich das Geschehen vorne auf einen Punkt konzentrierte. Sobald sich das gesamte Ensemble im Raum zum Chor verteilte, platze die Bühne aus allen Nähten, der Fokus ging flöten und alles verschwamm.

Nichts gegen das Unperfekte. Auch bei dieser Produktion gab es einfach zuviel Ungleichgewicht: zuviele Mitwirkende für eine zu billige Handlung, zuviel Glitzer auf den Kostümen gegen zuwenig schauspielerische Präsenz, eine zu bombastische Choreographie für (noch) zu geringes tänzerisches Ausdrucksvermögen.

Richtig überzeugend und vielversprechend war eigentlich nur der Gesang von Miriam Schüler als Reno Sweeney und Matthias Lange als Billy Crocker, die sich entgegen der ursprünglichen Absicht, die Charaktere breit zu fächern, als Hauptfiguren durchsetzten.

Ein bißchen weniger Pomp, und die Aufführung hätte den Charme einer gelungenen Abi-Feier auf der Hochbegabten-Schule halten können. Aber alles geht eben doch nicht.

Barbora Paluskova

Mi, 14. bis Sa, 17. Januar, jeweils 20 Uhr, Altonaer Theater