Tötet Thierse – oder die PDS

■ Mit einem angeblichen Mordaufruf hat der Wahlkampfauftakt gegen die PDS begonnen

Wahlkampfauftakt der Springer-Presse in Prenzlauer Berg: „Mitten in Berlin. Mordaufruf gegen SPD-Thierse“ titelte gestern die B.Z. am Sonntag. An fünf Häuserwänden seien DIN-A-4-Flugblätter gefunden worden, auf denen zum Mord an dem SPD-Bundestagskandidaten aufgerufen worden sei. Die angebliche Begründung auf dem Flugblatt: Thierse sei wegen seines Engagements für ein Großkino auf dem Gelände der Kulturbrauerei verantwortlich für Vertreibung von alteingesessenen Bewohnern.

In linken Kreisen wurde gestern aber jegliche Verantwortung für dieses Flugblatt abgestritten. „Damit würde man nur die in Gang gekommene Diskussion um das Großkino wieder abbrechen“, sagte ein Kiez-Aktivist. Den Urhebern des Flugblatts – und deren medialen Resonanzkörpern – scheint es ohnehin weniger um die künftige Nutzung der Kulturbrauerei als um einen großangelegten Feldzug gegen die PDS gegangen zu sein. „Es geht um die Macht im Bezirk – und das Schicksal der PDS“, heißt es in der Unterzeile des B.Z.-Aufmachers. Im Text auf Seite 4 heißt es ganz unverblümt, daß die PDS den „Nährboden für Gewalt“ bereitet habe. Begründung: In einer PDS-Studie werde vor Yuppies und Mietenexplosion gewarnt.

Da nutzt es auch wenig, daß sich die PDS-Landeschefin Petra Pau bereits distanziert hat. Wie gesagt – der Wahlkampf hat begonnen, PDS und Gegner des Großkinos sind in der Defensive. Was nutzt da schon der Hinweis, daß die Kritiker der Multiplex-Nutzung in der Vergangenheit eher mit dem Florett als mit dem Eisenstange gefochten haben: zum Beispiel mit einem gefaketen Faltblatt der Treuhand. Uwe Rada