Nicht mehr Herr im eigenen Hafen

Wirtschaftssenator Thomas Mirow fürchtet die Marktmacht der Groß-Reeder  ■ Von Florian Marten

Noch ist der Hafenkrieg zwischen Hamburg und Bremen nicht entschieden: Doch die Abwanderung der dänischen Großreederei Maersk nach Bremerhaven läßt in der Hamburger Hafenlobby die Alarmglocken schrillen. Auch Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) gibt sich ungewohnt nervös: „In einem sich kartellierenden Markt ist ein einzelner Hafen zunehmend in schwächerer Position“, gestand er jetzt. Und, ein gänzlicher Kursschwenk in der 900 Jahre alten Hamburger Hafenpolitik: „Die deutschen Seehäfen müssen Allianzen schmieden.“

Denn die Sorge geht um, daß die großen Reedereien einzelne Häfen mit ihrer Marktmacht erpressen können. Zwar hofft Hamburg jetzt, daß die „Große Allianz“, eine Reedereigruppe, an der auch Hapag-Lloyd beteiligt ist, Hamburg zu ihrem Europa-Hafen kürt, doch hat der Weggang von Maersk die Schwächen Hamburgs offengelegt.

Bremen ermöglichte den Dänen die geforderte Kapitalbeteiligung an dem neuen Containerterminal III. Peter Dietrich, Chef der städtischen Hamburger Hafen- und Lagerhaus AG (HHLA), lehnte ein solches Ansinnen grundsätzlich ab. Man will Herr im eigenen Haus bleiben. Dabei ist die HHLA dringend auf neue Kunden angewiesen, soll der Riesenterminal in Altenwerder sich rechnen. Ähnlich auch das Problem mit der Unterelbeausbaggerung: Folgen andere Containerlinien dem Beispiel Maersk, dann wird die knapp 400 Millionen Mark teure Baggerei wirtschaftlich endgültig unsinnig.

Abhilfe könnte hier allein ein gut abgestimmtes Auftreten von Hamburg und Bremen schaffen. Doch haben sich die Verhandlungen über eine „Deutsche Bucht AG“, die angedachte gemeinsame Tochtergesellschaft mit der Bremer Lagerhausgesellschaft (BLG), festgefahren. Denn Hamburg, so räumt Mirow ein, gehe es nicht um eine echte Hafenkooperation mit Absprachen über Umschlagskontingente, sondern lediglich um die Verabredung von Rahmenbedingungen: „Es geht zum Beispiel darum, wer die Lasten der Infrastruktur trägt, und ob die Altersversorgung von staatlichen Betrieben selbst erwirtschaftet oder letztlich doch aus dem Haushalt finanziert wird.“

Denn während die HHLA jährlich mit 20 Millionen Mark Pensionslasten und einer hohen Rücklage für beamtenähnliche Versorgungen belastet ist, hat Bremen seine BLG kürzlich privatisiert und dabei die gesamten Pensionslasten verstaatlicht. Bremens eh ruinierte Staatskasse holt sich diese zusätzlichen Defizite dann notfalls über den Länderfinanzausgleich aus anderen Länderkassen, auch aus der Hamburger übrigens, wieder zurück.

Während sich Bremen und Hamburg also noch nicht einmal auf gemeinsame Spielregeln einigen können, hofft Mirow unverdrossen weiter auf ein „Nationales Hafenkonzept“, über das in den kommenden Monaten weiter verhandelt werden soll. Zu Hamburger Bedingungen, versteht sich.