DAG: Frensel wird outgesourct

■ Aufsichtsrats-Mandate von Ex-Gewerkschaftsfürst laufen aus / Spekulationen um Verquickung mit Stadtwerkejob beendet

In aller Stille erledigt sich eine Ära bei der Deutschen Angestellten Gewerkschaft (DAG) Bremen zur Zeit von selbst. Nach zwölf Jahren als Bezirks-Chef laufen nun die letzten Posten aus, die Hartmut Frensel für die Gewerkschaft bekleidet. Die wichtigen Aufsichtsratsmandate auf DAG-Ticket bei den Stadtwerken und STN Atlas Elektronik werden zum April neu besetzt. Für STN kann Frensel ohnehin nicht mehr kandidieren. Auch bei den Stadtwerken scheidet er, obwohl er Prokurist der Tochterfirma Bremer Gebäudemanagement GmbH ist, aus aktienrechtlichen Gründen aus.

Frensel ist schon seit acht Monaten nicht mehr DAG-Bezirksfürst, wurde aber hauptsächlich wegen Nachfolge-Problemen nicht abgelöst. Einen neuen Aufsichtsratler hätte nämlich das Amtsgericht bestimmen müssen – ein Zeitaufwand, der nicht lohnte. Und Frensels Ersatzmann Peter Bock saß längst in der DAG-Zentrale in Hamburg und hatte mit Bremer Unternehmen nichts mehr am Hut.

Frensel wird jetzt mit achtmonatiger Verspätung voraussichtlich von seinem DAG-Nachfolger Werner Klimm auch in den Aufsichtsräten der Stadtwerke und STN beerbt. Dazu hat die Gewerkschaft das Vorschlagsrecht. Zuvor wird sich Klimm die Mandate aber von den DAG-Mitgliedern der jeweiligen Betriebe absegnen lassen. Dann kann der neue Bezirks-Chef am Ruder der Stadtwerke und der Waffen- und Elektronikschmiede STN mitdrehen. In beiden Aufsichtsräten sitzen derzeit jeweils zehn Arbeitnehmervertreter, davon drei externe Gewerkschafter.

Mit dem Ausscheiden Frensels aus den Gewerkschaftsposten laufen auch stete Anschuldigungen und Spekulationen aus, er habe seine Ex-DAG-Aufgaben mit seinem neuen Job verquickt. Aus STN-Firmenkreisen wurde laut, Frensel habe sein STN-Aufsichtsrats-Pöstchen genutzt, um das Gebäudemanagement des Unternehmens für die Stadtwerke-Tochter an Land zu ziehen. Frensel: „Tatsache ist, daß die Gebäudemanagement GmbH keinen einzigen Auftrag von STN Atlas Elektronik hat.“

Fakt ist aber auch, daß die Stadtwerke-Tochter ein Angebot abgegeben hat. Nur haben sich die STNler nach eigenen Angaben noch nicht zu einer Entscheidung durchringen können. Intern heißt es, Frensels Angebot war zu teuer – genauso wie angeblich bei der Uni-Mensa. Erfolg hatte Frensel dagegen beim Bremer Vulkan. Dort hat die Gesellschaft – nach hilfreicher Vermittlung durch die landeseigene HIBEG – die komplette Verwaltung für das 750.000 Quadratmeter große Gelände übernommen.

Zum Abschluß seiner DAG-Ära kommen jetzt auf Frensel noch einmal zwei schwere Entscheidungen zu. Bei STN muß der Aufsichtsrat am 16. Januar über die Ausgliederung der Schiffselektronik und einen entsprechenenden Sozialplan für die etwa 700 Beschäftigten abstimmen. Bei den Stadtwerken steht erneut die Entscheidung über einen Gesamtbetriebsrat an. Zur Zeit gibt es dort noch drei Vertretungen für einzelne Geschäftsbereiche. Am 19. Februar soll sich das Bremer Arbeitsgericht mit der seit mehr als zehn Jahren schwelenden Angelegenheit beschäftigen – und damit auch indirekt der Aufsichtsrat. Jens Tittmann