Unis bieten Millionen gegen Sicherheit

■ Die Hochschulen im Lande Bremen verhandeln mit dem Senat über einen Vertrag, der Zuschüsse garantiert: Als Gegenleistung für Planungssicherheit sollen Millionen gespart werden

Bremens Hochschulrektoren sind das Wirtschaften unter dem unberechenbaren Sparhammer des Senats leid. Nach dem Vorbild der Universitäten in Berlin oder Niedersachsen verhandeln sie mit dem Senat über einen Vertrag: Sichere Finanzierungszusagen bis zum Jahr 2004. Als Gegenleistung würden die Hochschulen die eigenen Sparanstrengungen verstärken.

Offiziell wird über solche Verhandlungen in Zeiten protestierender Studenten und allgemeinen Wehklagens über schlecht ausgestattete Unis nicht gesprochen, obwohl Entscheidungen noch in diesem Frühjahr fallen müßten. Die Bremer Finanzpolitiker würden dem Vernehmen nach die Rektoren jedoch auf drei Milliarden Mark herunterdrücken. Die Hochschulen haben einen gesamten Finanzbedarf von 3,8 Milliarden Mark errechnet. Wenn der Senat ihnen entgegenkäme, halten Uni-Rektor Jürgen Timm und seine Kollegen durch strenges Kostenmanagement und Streckung von Ausbauplänen eigene Einsparungen von bis zu 400 Millionen Mark möglich.

Die Finanzierung der Hochschulen und die Sicherung der Studienbedingungen für die fast 26.000 StudentInnen im Lande Bremen muß nicht nur mit den Beamten von Wissenschaftssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) geklärt werden. Der Wissenschaftsetat, der sich auf knapp 300 Millionen Mark pro Jahr beläuft, muß erheblich mit Geld aus dem Investitionssonderprogramm (ISP) aufgestockt werden, um den Hochschulausbau zu bezahlen. Wie diese Lücke nach dem Auslaufen des ISP ab 2005 geschlossen werden soll, steht in den Sternen.

Für die Hochschulen ist eine mittelfristige Finanzplanung jedoch schon jetzt relevant. Denn aktuell anstehende Entscheidungen verursachen Kosten in der Zukunft. Schon heute hängen mehr als 20 Professoren in der Warteschleife, wird in der Wissenschaftsbehörde bestätigt. Ihr Berufungsverfahren ist zwar abgeschlossen, der Ruf an eine Bremer Alma mater erreicht die Wissenschaftler jedoch nicht, weil die langfristige Finanzierung ihrer Stelle ungeklärt ist.

An der Universität Bremen will man zwar die „Kassandra-Rufe“von einem Berufungsstau nicht gelten lassen. 15 Professoren, die im vergangenen Jahr hätten berufen werden sollen, würden 1998 ihren Lehrstuhl besetzen, so Christoph Bäuml, Sachgebietsleiter für Hochschulentwicklung. Dennoch sind die Ausbaupläne der Universität durch den Geldmangel erheblich erschwert. Denn weil ab dem Jahr 2000 eine große Pensionierungswelle unter den noch 335 Hochschullehrern ansteht, hatte man ursprünglich mit einem kleinen personellen „Buckel“vorbauen wollen, um die zu erwartenden Ausfälle abzufedern und die politisch gewünschte Umsteuerung der Uni von den Geistes- und Sozialwissenschaften hin zu Ingenieur- und Naturwissenschaften zu betreiben.

Unter dem Druck der Finanzmisere werden neue Stellen heute nur dann vergeben, wenn alte freiwerden. Dann beginnt nach Darstellung eines Universitäts-Insiders das Gezerre zwischen den Fachbereichen, welche Prof-Stellen nun die höchste Priorität bekommen sollen. Die Natur- und Ingenieurwissenschaften, obwohl politisch bevorzugt, stehen unter dem Druck unausgelasteter Kapazitäten: So ist die Studentenzahl etwa in Elektrotechnik oder Mathematik um gut ein Fünftel zurückgegangen. Um auf solche Trends in der Nachfrage zu reagieren, bräuchten die Hochschulen Planungssicherheit.

Joachim Fahrun