„Ergebnisse? Das dauert noch.“

■ Im taz-Interview: Wilfried Voigt, grüner Energiestaatssekretär in Kiel, über den Ausstieg

taz: War die Nachrüstungsgenehmigung für das AKW Brunsbüttel mit dem grünen Hamburger Umweltsenator Alexander Porschke abgesprochen?

Wilfried Voigt: Wir haben den Hamburger Umweltsenator permanent auf dem laufenden gehalten.

Hat das Kieler Energieministerium Wünsche von Porschke in das Genehmigungsverfahren einbezogen oder abgelehnt?

Nein. Wir haben keine entsprechenden Aufforderungen bekommen.

Der grüne Hamburger Umweltsenator möchte den Atombetreibern vorrechnen, daß ihre AKWs unwirtschaftlich sind. Ihre Genehmigung, sagen die Betreiber, sichert die Wirtschaftlichkeit der Anlagen. Fallen Sie damit den Hamburgern nicht in den Rücken?

Das sehe ich nicht so. Die Wirtschaftlichkeit der AKWs ist nicht von ein, zwei Nachrüstungen abhängig. Die Entwicklung der Gaspreise hat da einen viel höheren Einfluß. Wenn das Gas wie erwartet billiger wird, rechnen sich AKWs nicht mehr gegen moderne Gaskraftwerke. Darin steckt viel mehr Dynamik.

Mit der Nachrüstung aber schaffen Sie die technischen Voraussetzungen, um die Laufzeit des AKWs zu verlängern.

Diese Umrüstung bewirkt nicht zwangsläufig eine Verlängerung der Laufzeit. Sie betrifft ja nur einen Teil der Anlage. Dort gibt es künftig wahrscheinlich weniger Probleme bei den sicherheitstechnischen Anforderungen. Das ist richtig. Aber deshalb verlängert sich nicht automatisch die Laufzeit des gesamten AKWs.

Nach Einschätzung der Hamburger Umweltbehörde haben sich durch Ihre Entscheidung die Ausstiegschancen „nicht wesentlich verschlechtert“. Das klingt nicht nach gelungener Kooperation.

Ich glaube nicht, daß sich die Ausstiegschancen verschlechtert haben. Viel wichtiger als diese Nachrüstung ist die Entwicklung des Gaspreises als Folge der anstehenden Liberalisierung des Gasmarktes. Oder auch eine rot-grüne Ausstiegspolitik in Bonn.

Wenn es nur auf Gaspreise und auf Bonn ankommt: Worin besteht dann die neue gemeinsame Linie von Rot-Grün in Kiel und Hamburg?

Die Leute denken: Wenn man sich das erste Mal trifft, dann sieht danach die Welt ganz anders aus. Dem ist nicht so. Das Ergebnis des Gesprächs im Dezember war, daß wir uns künftig besser verständigen können und wollen. Mit praktischen Ergebnissen dauert es noch – aber das Ausstiegsziel ist deckungsgleich.

Fragen: Achim Fischer