Der gesicherte Ausstieg aus dem Atom

Das AKW Brunsbüttel wird umgerüstet, damit es sich wieder rechnet  ■ Von Achim Fischer

Die rot-grüne Kieler Landesregierung hat mit einer Umrüstungsgenehmigung für das AKW Brunsbüttel den wirtschaftlichen Betrieb des Atommeilers gesichert. Das bestätigte der Mehrheitseigentümer des Meilers, die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW), gegenüber der taz.

Damit durchkreuzt das Kieler Energieministerium die Pläne des ebenfalls rot-grünen Hamburger Senats. Denn die GAL setzt ihre ganze Ausstiegshoffnung darauf, daß die AKWs nicht wirtschaftlich arbeiten. Schon im Sommer legten die Hamburger Grünen ein Gutachten vor, wonach Gas- und Dampfturbinen(GuD)-Kraftwerke trotz Neubaukosten billiger Strom lieferten als längst abbezahlte AKWs: Die HEW wären aus betriebswirtschaftlichen Gründen zum Ausstieg gezwungen.

Die SPD mochte die Rechnung des kleinen Regierungspartners nicht übernehmen; ein neues Gutachten soll in Auftrag gegeben werden. Bis die Studie vorliegt, können die HEW nun noch schnell ein paar Luschen gegen Trümpfe drücken, fürchtet unter anderem der „Aktionskreis Stillegen – Brunsbüttel“und bestätigt die HEW. Denn durch die Umrüstung steigt, von niemandem bestritten, das Sicherheitsniveau der Anlage. Und „mit der Erhöhung des Sicherheitsstandards wird die Wirtschaftlichkeit der Anlage erhöht“, erklärt Unternehmenssprecher Johannes Altmeppen. Obwohl der Stromkonzern erstmal mehrere Millionen Mark in die Umrüstung – den Austausch von Dampf- und Wasserrohren – stecken muß. Nur auf den ersten Blick ein Widerspruch.

Altmeppen: „Wir wollen die Anlage wirtschaftlich betreiben, und das ist nur möglich, wenn wir die höchstmöglichen Sicherheitsstandards einhalten. Niedrigere Standards kämen uns viel teurer, wenn die Anlage deshalb stillsteht.“Nur ein Anhaltspunkt: Die HEW fordern zur Zeit für vier Ausfalltage des AKW Brunsbüttel 1,5 Millionen Mark Schadensersatz.

Karsten Hinrichsen vom Brunsbütteler Aktionskreis zeigt sich „verwundert“darüber, daß das Kieler Energieministerium die Lizenz zum Umrüsten erteilt hat, „ohne dem GAL-Umweltsenator in Hamburg Zeit zu lassen, mit den HEW über ein Abschalten des AKW Brunsbüttel zu verhandeln“. Offenbar gebe es keine Abstimmung zwischen den rot-grünen Atompolitikern in Kiel und Hamburg.

„Wir haben den Hamburger Umweltsenator permanent auf dem Laufenden gehalten“, stellt Kiels grüner Staatssekretär Wilfried Voigt (siehe Interview unten) klar. Und Kerstin Domscheit, Sprecherin der Hamburger Umweltbehörde, betont: „Wir wurden sehr frühzeitig informiert.“Gegen die Genehmigung aus Kiel hat der grüne Umweltsenator Alexander Porschke nichts einzuwenden. „Wir würden nie eine Maßnahme blockieren“, so seine Sprecherin, „die das Sicherheitsniveau verbessert. Es wäre doch zynisch, auf höhere Sicherheitsstandards im Atomkraftwerk zu verzichten, um die Ausstiegsoption möglichst offen zu halten.“