Six-Days: Drive and Drink

■ Kappes/Baffi verlieren nach Skandal, weil „Ingrid Nölle auf Stuhl hottet“

Mit einem handfesten Skandal gingen in der vergangenen Nacht die Bremer Six-Days zu Ende. Dem Sieger-Duo Kappes/Baffi wurde der Titel aberkannt, da sie in ihrer Mannschaft eine Frau hatten. „Das widerspricht dem UCI-Reglement“, sagte ein Offizieller nach dem Skandal gegenüber der taz. Andreas Kappes und Adriano Baffi waren zu keinen Interviews bereit.

Was war passiert? Bei der 30-Minuten-Jagd um den Cup einer berühmten Isolierfirma war Baffi schwer gestürzt, weil der dicke Klaus von dem Gesangstrio Klaus & Klaus die Rundbahn noch nicht verlassen hatte. Der italienische Radprofi konnte daraufhin wegen Schmerzen in der linken Speiche nur noch einhändig weiterfahren. Dem Duo ging die Luft aus.

Angesichts dieser Misere erinnerte sich die Kappes/Baffi-Team-Leitung an den beherzten, von der Six-Days-Presse-Crew dokumentierten Einsatz von Bremens „schönster, zweifacher Großmutter Ingrid Nölle“. Die Exbürgermeister-Frau hatte bereits Montagnacht das Showprogramm gerettet, als der weltbekannte Megastar Dave Dee die Stadthalle aufgemischt hatte. Sie „hottete auf dem Stuhl“(die Presse-Crew) in ihrer Loge und brachte damit 19.000 BremerInnen zum Rasen.

„Wer so gut tanzen kann, der kann auch radfahren“, besannen sich darum die Kappes/Baffi-Team-Chefs und reaktivierten „Ingrid“Ingeborg Nölle. In der Stadthalle schwang sich die Frau des ehemaligen „Mallorca“-Senators aufs Rennrad und startete ohne Aufwärmphase in ihren ersten Six-Days-Einsatz. Gleich zum Auftakt stellte sie mit 3,01 Sekunden den Rekord auf der 166,667 Meter langen Bahn auf und deklassierte den Sprinterkönig Carsten Wolf. Ex-Bürgermeister Ulrich Nölle – „ganz nobler Banker“(der Veranstalter) – sagte dazu nur: „Ich dachte, sie wäre zweifache Oma.“Seine Frau hatte ihn zuvor als „zweifachen Opa“bezeichnet, weil er nicht auf Dave Dee abhotten wollte, kommentierte ernsthaft die Presse-Crew die Retourkutsche.

Die schnellste Großmutter Bremens reagierte auf den Skandal gelassen. Sie sprang auf einen Stuhl und kündigte ein eigenes Team zu den nächsten Six-Days an. Dann will sie mit Edith Borttscheller (Innensenatorfrau) starten und es „der Männerwelt so richtig zeigen“. Die Frauen kooperieren bereits hervorragend in Baugeschäften.

Neben diesem Eklat passierten laut Presse-Crew noch andere wichtige Dinge bei den Six-Days. So wurde eine Herrentasche mit Bauhandschuhen und eine „hochmodernbunte“Damenbrille gefunden. Ein Hundsfott versuchte zudem, beim Six-Days-Siegertippen zu gewinnen, indem er alle Teams ankreuzte. Jens Tittmann

P.S.: Durch den Kappes/Baffi-Skandal wurde das Team Beikirch/Walzer zu Gesamtsiegern erklärt. Eine Six-Days-Gesamtbilanz gibt's morgen in der taz.