„Alles ist irgendwie hinzubiegen“

■ Interview mit dem Präsidenten der Architektenkammer über die jüngsten Auftragserfolge der Bremer Baufirma Zechbau

Die Bremer Baufirma Zechbau darf das Polizeihaus am Wall für acht Millionen Mark zwecks Umbau kaufen – so hat es gestern der Senat beschlossen. Die Polizei zieht in einem Jahr in die Vahr um, wenn dort das neue Polizeipräsidium fertig ist. Auch das baut die Firma Zechbau. Damit ist jetzt ein Status quo erreicht, den die Bremer Architektenkammer eigentlich verhindern wollte. Sie hatte vor anderthalb Jahren eine öffentliche Ausschreibung gefordert, weil der Senat jegliche Konkurrenz ausschalten und den Bauauftrag freihändig an Zechbau vergeben wollte. Doch dazu kam es nicht, der Senat gab dem Druck aus dem EU- Wettbewerbskommissariat nach und schrieb öffentlich aus. Trotzdem stach Zechbau nun die Konkurrenz aus. Wir befragten dazu Architektenkammer-Präsident Wilfried Turk.

taz: Jetzt ist alles so gelaufen, wie Sie es nicht wollten. Zechbau hat beide Aufträge bekommen.

Wilfried Turk, Präsident der Bremer Architektenkammer: Also, dazu muß ich erstmal feststellen: Es ging uns damals nicht um die Firma Zechbau sondern um das Verfahren.

Aber damals kritisierten Sie, daß Bremen und Zechbau sich bei öffentlichen Bauaufträgen so auffällig nahe stehen?

Wenn es ein solches informelles Band nicht gegeben hätte, dann hätte es ja sofort ein ordentliches Ausschreibungsverfahren gegeben. Nur durch verschiedene Interventionen ist es ja erst zu einer öffentlichen Ausschreibung gekommen.

Das hat jetzt offenbar nichts gebracht.

Ich kann nur davon ausgehen, daß Zechbau bei den Ausschreibungsverfahren der preisgünstigste Bieter war. Ich kenne die näheren Konditionen allerdings nicht.

Was sagen Sie dann zur Ausschreibung für das Präsidium in der Vahr? Da soll im Grunde kein Bauvorhaben ausgeschrieben sondern nach einem Leasinggeber gesucht worden sein, der ein Angebot macht. Und der hat dann die wegen ihrer Vorplanungen attraktive Zechbau als Bauunternehmer genommen. Das ist ja trickreich hingeschoben.

Das kann man so nicht sagen. Es ist völlig klar, daß Zech durch seine Vorplanungen klare Wettbewerbsvorteile hatte. Aber sonst gibt es gegen das Verfahren nichts zu sagen.

Und was ist mit dem Polizeihaus? Da hat man einfach festgelegt: Nicht unbedingt der Meistbietende muß den Zuschlag bekommen, sondern der mit dem besten Konzept – und das war Zechbau. Da müßte bei Ihnen doch der Eindruck entstehen, daß Ihre Proteste nichts gebracht haben?

Ich sage es noch einmal: Es ging ja nicht gegen die Firma Zechbau sondern gegen mögliche Ungleichheiten der Chancen bei der Vergabe der Aufträge.

Aber Zechbau hatte doch bessere Chancen.

Das ist hunderprozentig richtig.

Was bedeutet das für die Zukunft? Business as usual?

Ich bin aus politischen und Verwaltungskreisen wegen unserer damaligen Proteste sehr hart kritisiert worden, das Bremer Image zu beschädigen. Aber ich habe aus der Bevölkerung damals viel Zuspruch erhalten, und da finde ich es deshalb schon richtig, daß man sich in vergleichbaren Fällen immer wieder zu Wort meldet, um dann auch für einen fairen Wettbewerb zu sorgen ...

... der verwässert werden kann?

Aber da darf man sich doch nichts vormachen: Es gibt kein einziges wasserdichtes Verfahren. Es gibt nichts, was man nicht irgendwie hinbiegen könnte. Das ist dann eben eine Frage der entscheidenden Personen und deren Integrität.

Fragen: Katja Ubben