SS-Gedenktafel weg

■ Fränkisches Dorf will SS-Andenken erneuern

Nürnberg (taz) – Helle Aufregung herrscht im mittelfränkischen Luftkurort Pottenstein. Eine Bronzetafel ist verschwunden, und die Kriminalpolizei Bayreuth vermutet einen „antifaschistischen Akt“. Das hat seinen Grund: Auf der Tafel am Eingang zur Teufelshöhle drückt die Stadt ihre „Verehrung und Dankbarkeit“ für Professor Hans Brand aus, den „unermüdlichen Förderer des Fremdenverkehrs“. Doch Brand war nicht nur der Entdecker der Teufelshöhle. Der Geologe befehligte im Rang eines SS-Standartenführers seit Juli 1942 das in Pottenstein stationierte SS-Karstwehrbataillon. Die 1.000 Mann starke Einheit für die Partisanenbekämpfung war in Slowenien an Massenerschießungen und Strafaktionen gegen ganze Dörfer beteiligt. Auf Brands Initiative kam ein Außenlager des KZs Flossenbürg nach Pottenstein.

Das kümmerte in dem 5.000 Einwohner zählenden Städtchen niemanden. Die Pottensteiner benannten nach Brand eine Straße und gossen ihm eine Gedenktafel aus Bronze. Das ging gut, bis der Bayreuther Journalist Peter Engelbrecht Brands Vergangenheit recherchierte und in dem Buch „Touristenidyll und KZ-Grauen“ die Pottensteiner Vergangenheitsbewältigung beschrieb.

„Wir wollen nicht, daß Pottenstein immer wieder durch den Dreck gezogen wird“, empörte sich Bürgermeister Dieter Bauernschmitt darüber. Daß die umstrittene Tafel nun verschwunden ist, begreift der nicht als Chance. „Sie muß gefunden werden, sonst müssen wir uns überlegen, eine neue gießen zu lassen“, setzt er seine Hoffnungen auf die Kriminalpolizei. Doch die tappt völlig im dunkeln. Bernd Siegler