Querrille

Malcolm Ross: „Happy Boy“ (Marina/Indigo)

Weder klingt die neueste Veröffentlichung des Hamburger Marina-Labels, dieser gnädigen Tyrannen des Geschmackvollen, sonderlich glücklich, noch ist ihr Interpret ein Jungspund. Nein, Malcolm Ross trägt in den Augen der Freunde schottischer Popmusik mindestens ebenso schwer an der Geschichte wie der Kanzler: Einst gründete Ross mit dem Kafka-Liebhaber Paul Haig die furioseste Schrammel-Soul-Band der Welt, Josef K. nämlich, nach deren frühem Ende er als Gitarrist Orange Juice, Aztec Camera, Momus und Edwyn Collins aushalf. An dessen angesoultes Knödeln erinnert der Stil, in dem Ross auf seinem zweiten Soloalbum davon singt, daß sich hinter den Himmelspforten nur gebrochene Herzen und ein zerbrochener Stuhl verbergen.

Selbstredend weiß der studierte Musiker seine etwas altklugen Weisheiten in ausgefeilte Arrangements zu betten, deren anfängliche Attraktivität jedoch schwindet: Allzu erwachsen klingen die molligen Songs, als seien sie in einer etwas zu schönen Wohnung bei einer etwas zu guten Flasche Wein erdacht worden. Wogegen ja eigentlich nichts einzuwenden wäre... Aber manchmal rebelliert eben etwas gegen die Gemütlichkeit. Felix Bayer