Meister-Architekten können alles

Adrienne Goehler kämpft um mehr Geld für weniger Ausbildung  ■ Von Florian Marten

Der Streit um die künftige Struktur der Hamburger Architekten- und Stadtplanerausbildung hat an Schärfe gewonnen. Gestern ging die Chefin der Hochschule für Bildende Künste (HfbK), Adrienne Goehler, erneut in die Offensive: Sie präsentierte ihr Konzept für eine Neugründung des „Fachbereichs Architektur“– kurz vor Weihnachten hatten die TU Harburg (TU) und die Fachhochschule Hamburg (FH) hingegen ein gemeinsames Ausbildungskonzept verabredet.

Während TU und FH durch interne Umschichtungen eine deutliche Verbesserung und Erweiterung der Architektenausbildung erreichen wollen, geht die HfbK genau den umgekehrten Weg: „Wir wollen Geld, was andere Hochschulen sowieso haben“, erläuterte gestern HfBK-Prof Hinrich Baller.

So stellt das HfbK-Konzept denn auch nicht auf Kooperation ab, sondern auf „ein schärferes eigenes Profil“, nicht auf mehr, sondern vor allem auf weniger Studenten: Statt wie bisher für 2,3 Millionen Mark pro Jahr 600 StudentInnen auszubilden, sollen es künftig nur noch 300 sein, die aber 3,5 Millionen Mark kosten sollen. 400.000 Mark will die HfbK durch Umschichtungen aufbringen, 800.000 Mark soll Wissenschaftssenatorin Krista Sager (GAL) spendieren.

„Die HfbK war in der Vergangenheit viel zu bescheiden“– jetzt sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden“, sagte HfbK-Chefin Adrienne Goehler. Doch auch dann sei die HfbK noch immer überaus preiswert: Penibel rechnete Adrienne Goehler vor, daß die erheblich besser ausgestattete TU für eine vergleichbare Ausbildungsleistung 8 statt 3,4 Millionen Mark bräuchte.

Unter ihrem designierten Gründungsdekan Meinhard von Gerkan, dem Stararchitekten mit besonderem Faible für Bahnhöfe und Flughäfen, soll der neue kleine feine Fachbereich in Meisterklassen jene künstlerischen „Spezialisten fürs Ganze“züchten, denen allein die „Gestaltung unserer Städte“anvertraut werden darf. Natürlich würden auch die Bauingenieure der Fachhochschule und die Planer der TU gebraucht, aber, so HfbK-Professor Bernhard Winking: „Irgend jemand muß doch führen. Und das können doch nur die Architekten richtig.“

Die Aktien für Adrienne Goehlers Pläne stehen freilich nicht besonders gut. Oberbaudirektor Egbert Kossak empfiehlt der streitbaren Präsidentin zu deren Entsetzen mittlerweile „Gespräche zwischen allen Beteiligten“.

Noch weiter ging derweil eine kleine Gruppe von Frauen der HfBK, der TU und der FH: Sie entwickelte in gemeinsamen Gesprächen das Konzept einer auf alle drei Hochschulen aufgeteilten ArchitektInnen- und PlanerInnenausbildung, die statt der Profilierungssucht der Unis die Bedürfnisse der Studierenden in den Mittelpunkt stellt. Ein Termin mit Wissenschaftssenatorin Krista Sager (GAL) ist bereits vereinbart. Mit den betroffenen drei Hochschulen will Sager erstmals am 16.Februar diskutieren.