Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Alien – Die Wiedergeburt USA 1997, R: Jean-Pierre Jeunet, D: Sigourney Weaver, Winona Ryder, Ron Perlman

„Das schleimige Ding west weiter, und auch im vierten Teil der Science-Fiction-Serie „Alien“geht es seiner Lieblingsbeschäftigung nach: Fressen und Befruchten. Selbst die dienstälteste Alien-Bekämpferin Ripley (Sigourney Weaver) mußte sich am Ende von Teil drei von einem der Monster begatten lassen und sterben. Nun ist die Heldin als Klon-Mutant neu entstanden und ringt mit Muttergefühlen für ein Schleimwesen, dessen Großeltern sie einst über die Kinoleinwände gejagt hatte. Erst als die Androidin Call (Winona Ryder) auftaucht, sieht Ripley wieder klar: Das Alien ist der Feind, dem die selbst zum Cyber-Girlie mutierte Ripley allerdings näher ist als jemals zuvor. Dem Zuschauer gibt der französische Regisseur Jean-Pierre Jeunet in dem Cyber-Märchen, trotz einiger bestechender Bilder, wenig Chance zur Klarsicht.“(Der Spiegel) UFA-Stern, UT-Kinocenter

American Werwolf in Paris Großbritannien/USA 1997, R: Anthony Waller, D: Tom Everett Scott, Julie Delphy

„Gäbe es eine Auszeichnung für die schlechtesten Special Effects aller Zeiten, stände dieser Film auf der Anwärterliste weit oben. In John Landis' Film von 1981 „An American Werwolf in London“war die Verwandlung des unbedarften amerikanischen Studenten in ein Wolfsungeheuer einer der Höhepunkte des Films. In der Fortsetzung sind die Verwandlungseffekte und Werwölfe digital erzeugt - und unfreiwillig komisch. Regisseur Anthony Waller hat einige parodistische Einfälle, aber nachdem erst einmal die Identität der Untoten enthüllt ist, spult sich der Film bis zum finalen Gemetzel mechanisch ab. Und so bleibt bis zum bitteren Ende dieses Films eigentlich das wichtigste Unterhaltungsmoment: das Schmunzeln über die schlechten Tricks.“(epd-film) UFA-Palast, UT-Kinocenter

Amore Amore Italien 1997, R: Leonardo Pieraccioni, D: Leonardo Pieraccioni

Malerische toskanische Landschaft untermalt mit spanischem Flamenco. Wer's sehen möchte - auch noch viel Bein und Busen und natürlich fortlaufend italienisches Macho-Gehabe. Eine seichte Love-Story dazu und am Ende sind alle glücklich. (Irmgard Jäger) Atelier

Die Apothekerin Deutschland 1997, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Jürgen Vogel

„Eine Frau zwischen zwei Männern, einige Leichen und Gift in den verschiedensten Formen – das sind die Bestandteile von Kaufmanns (“Stadtgespräche“) makabrer Komödie. Nicht zu vergessen ein exquisites Schauspielerensemble, das aber leider auch nicht verhindern kann, daß zu viele Zutaten den Brei verderben. Denn die Geschichte von Apothekerin Hella, die sich mit tödlichen Konsequenzen erst in den windigen Zahnmedizin-Studenten Levin, dann in Ex-Knacki Dieter und schließlich in Langweiler Pawel verliebt, wäre sooo gern tiefschwarz.“(TV-Spielfilm)

Ufa-Stern

B

Benjamin Blümchen Deutschland 1997, R: Karl Blatz

Bekannt wurden der sprechende Elefant Benjamin Blümchen und die kleine Hexe Bibi Blocksberg durch Hörspielcassetten und Videos für Kinder. Jetzt kommen sie pünktlich zur Weihnachtszeit in einem deutschen Billig-Zeichentrickfilm ins Kino. UT-Kinocenter

Breakfast at Tiffany's USA 1961, R: Blake Edwards, D: Audrey Hepburn, Mickey Rooney / Originalfassung ohne Untertitel

„On one level, a comic romance starring Audrey Hepburn at her most charming, with an Oscar-winning Henry Mancini score. On another level, an asexual, poorly paced travesty of Truman Capote's story. Watch out for Mickey Rooney's wildly racist caricature of a Japanese photographer who lives upstairs.“(Christopher Tookey) Kultursaal der Angestelltenkammer

Broken Silence Schweiz 1995, R: Wolfgang Panzer, D: Martin Huber, Ameenah Kaplan

Der Regisseur Wolfgang Panzer schickt einen Kartäusermönch aus seinem schweizer Kloster in die weite Welt hinaus und läßt ihn zusammen mit einer afroamerikanischen Globetrotterin mit Taxi, Bus, Bahn und Schiff durch Indien und Indonesien reisen. Ohne festes Drehbuch fuhren die beiden Schauspieler mit einem kleinen Filmteam die Reiseroute des Films entlang und zusammen entwickelten sie die einzelnen Szenen, je nach den Gegebenheiten und ihren Entdeckungen an den einzelen Drehorten. Alle wirklich guten Road-Movies haben solch einen dokumentarischen Kern: Die Reise wird uns nicht nur vorgespielt, sondern die Schauspieler haben wirklich in den engen Bussen gesessen, haben sich den Mund am scharfen indischen Essen verbrannt und wußten nicht, in welchem Bett sie am Abend schlafen würden. Und Panzer ist es gelungen, die Einsichten in das Seelenleben des weltfremden Mönches und der weltläufigen jungen Frau ebenso authentisch und aufregend auf die Leinwand zu bringen wie die javanesischen Vulkanlandschaften und die indischen Flußfahrten. (hip) Cinema

C

Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noetken, Kai Wiesinger

Diese posthume Erfolgsgeschichte mußte natürlich auf der großen Leinwand enden, und der große Gefühlsbademeister Vilsmaier ist wohl auch der richtige Mann dafür. Man könnte sich zwar auch eine schön böse Tragikomödie von Helmut Dietl vorstellen, die dem raffinierten Witz ihrer Lieder sicher näherkäme, aber bei Künstlerbiographien mit solchen Pflichtzutaten wie „Aufstieg und Fall“, den Greatest hits und Schauspielern, die den Originalen möglichst ähnlich sehen, stört zuviel Originalität nur. Und im großen und ganzen hat Vilsmaier auch alles richtig gemacht: Die Ausstattung ist prächtig, und das Grundübel aller Biopics löste er mit dem gängigen Trick: Wenn zu wenig passiert, kommt eine Liebesgeschichte immer gut. Vilsmaier will großes Gefühlskino, und so freuen wir uns mit den netten Jungs, wenn sie nach soviel Probenarbeit endlich den verdienten Erfolg haben, und wenn die Nazis sie dann mit ihren Rassegesetzen auseinanderzwingen, sind wir angemessen empört. Dabei hat er natürlich geglättet: Die böse Pointe, daß die arischen Bandmitglieder ihre jüdischen Partner nach deren Emigration in die USA wegen Verdienstausfalls verklagten, verschweigt er uns, um damit nicht den rührenden Abschied am Bahnhof zu verderben, bei dem die schöne junge Frau sich dann doch noch für das richtige Bandmitglied entscheidet. Nur die Diskrepanz zwischen dem eher schwerfälligen Film und der leichtfüßigen Musik der Comedian Harmonsts irritiert etwas: dies ist der kleine grüne Kaktus in Cinemascope. (hip) Schauburg, City, Passage (Del), Casablanca (Ol)

E

Ein Fall für die Borger Großbritannien 1997, R: Peter Hewitt, D: John Goodman, Marc Williams

„Für die Familie Clock, die zum Völkchen der „Borger“gehört, ist jeder Kühschrank ein Everest, jede Küchendurchquerung ein Abenteuer a la „Indiana Jones“. Die zwergenhaften Clocks leben unter dem Häuschen der Lenders, von denen sie sich „borgen“was sie brauchen. Als ein habgieriger Anwalt (John Goodman) das Haus abreißen lassen will, eilt die pfiffige Arietty Clock (Flora Newbigin als Mix aus Pippi Langstrumpf und Laura Ingalls) zu Hilfe. Die Ausstattung ist exquisit, die Effekte sind, obwohl kein Hollywood-Standard, charmant. Liebevoller geht's kaum.“(TV-Spielfilm) UT-Kinocenter

Der Eissturm USA 1997, R: Ang Lee, D: Kevin Kline, Sigourney Weaver

Was macht ein Regisseur nach solch einem triumphalen Welterfolg wie „Sinn und Sinnlichkeit“? Die meisten Filmemacher würden den einfachsten Werg gehen, und sich als Spezialisten für sensible Kostümschinken etablieren. Ang Lee ist mutiger sowie geschickter, und inszenierte mit „The Ice Storm“das absolute Gegenstück zu seinem letzten Film. Statt der sonnigen Wiesen im England des 19. Jahrhunderts zeigt er uns nun das winterlich-graue Amerika der 70er Jahre. Vom ersten Bild eines von Eiszapfen starrenden Vorortszuges an ist das Eis die übermächtige Metapher für diese erstarrte Gesellschaft. In den etwas feineren Vororten von New Canaan, Conneticut scheinen 1973 die Kinder reifer zu sein als ihre Eltern. Präsident Nixon, die Vaterfigur der Nation, wurde gerade des Lügens überführt, und die Erwachsenen probieren solche neumodischen Verhaltensweisen wie Partnertausch oder Ladendiebstahl aus. Der Film wirkt manchmal geradezu besessen von Zeit und Raum, selbst auf Kosten des Erzählflusses. Man bekommt eher kleine Einblicke in das Leben zweier Mittelklassefamilien als eine genau definierte Geschichte. Dafür ist die Ausstattung perfekt abgestimmt mit viel Polyester, potthäßlichen Frisuren, Wasserbetten und Cordanzügen. Auf den ersten Blick wirkt „Der Eissturm“grau und abweisend, aber Lee bewahrt auch hier seinen freundlich-ironischen Touch, der den ewigen Winter des Films erträglich macht. (hip) Schauburg, Casablanca (Ol)

Event Horizon - Am Rande des Universums USA 1997, R: Paul Anderson, D: Sam Neill. Laurence Fishburne, Joely Richardson

Wenn ein Science Fiction Film schon mit einem ganz billigen Buh-Effekt beginnt, und man dann die Raketentriebwerke im Weltall laut dröhnen hört, obwohl es im Vakuum keine Schallwellen geben kann, ist schnell klar, daß dies eines der eher dümmlichen Exemplare des Genres ist. Hier ist der Regisseur mit allen Mitteln darauf aus, das Publikum ständig zu erschrecken. Immer wieder gibt es etwa solche alten Tricks wie Alptraumszenen, die uns als „real“vorgespiegelt werden, bis der Träumende erwacht. Aber weil dies nie wirklich originell ist, ärgert man sich hinterher nur darüber, wie leicht man sich ins Bockshorn jagen ließ. Die Grundidee, daß ein Raumschiff von Wesen besetzt ist, die die Träume der Menschen zu Fleisch werden lassen, haben die Filmemacher von Lems „Solaris“abgekupfert. Aber während bei ihm die philosophische Spekulation dahinter stand, daß wir das Fremde nie wirklich verstehen können, kommt uns „Event Horizon“mit dem guten alten Inferno. Und wenn das Fremde die Hölle ist, braucht man sich auch nicht weiter um die Logik der Geschichte zu scheren. Wen schert es schon, daß es nie klar wird, wer denn nun aus der Hölle die kryptischen Botschaften in Latein schickt, wenn der ganze Film ohne viel Sinn und Verstand mit christlichen Symbolen vollgestopft ist? Kreuzigung, herausgerissene Augen und blutige Opferungenszenen gibt es diesmal halt in den Tiefen des Weltraums, aber ansonsten ist „Event Horizon“nichts weiter als ein furchtbar abgedroschener Gruselfilm. (hip) City, UFA-Stern, Gloria (Del)

F

The Frighteners USA 1996, R: Peter Jackson, D: Michael J. Fox, Trini Alvarado

„Es gibt beinahe keinen ruhigen Moment in diesem effektgeladenen Geisterfilm. Dennoch bietet er weit mehr als nur hektisches Computer- und Make-up-Rambazamba. Frank Bannister (Michael J. Fox) kann seit einem traumatischen Autounfall mit Geistern kommunizieren und hat auf dieser Gabe eine lukrative Ghostbuster-Agentur aufgebaut. Doch dann pfuscht ihm der Sensenmann persönlich in sein Geschäft. Außerdem bringen ein Serienkiller und die Romanze mit einer jungen Witwe Abwechslung in seinen wenig alltäglichen Alltag. Regisseur Peter Jackson hat ein Faible für abstruse Horroreinfälle (“Brain Dead“) und tiefbewegende Außenseiter-Dramen (“Heavenly Creatures“). Beides verknüpft er auf geniale Weise zu einer effektvollen Horrorkomödie mit Herz und Hirn.“(TV-Spielfilm) Schauburg

Funny Bones Großbritannien 1994, R: Peter Chelsom, D: Oliver Platt, Jerry Lewis

Die Tränen eines Clowns gehören zu den wirkungsreichsten Tricks der dramaturgischen Künste. In diesem Film gibt es gleich zwei von diesen weinenden Bajazzos: Jack ist von Natur aus so komisch, daß er eine Gefahr für seine Umwelt darstellt, und Tommy versucht mit allen Mitteln, das Publikum zum Lachen zu bringen, bleibt aber doch immer nur im Schatten seines Vater: des erfolgreichsten Komikers von Amerika. Jerry Lewis wurde diese Rolle direkt auf den Leib geschneidert. Eine weiter Hauptrolle spielt Blackpool, der etwas heruntergekommene englische Badeort, den der Regisseur mit wunderbar gespielten Originalen bevölkert, die durch seinen liebevollen Blick lebendig werden. So hat dieser sehr komische Film auch eine seltene emotionale Wärme. (hip) Gondel

G

Gallivant Großbritannien 1996, R: Andrew Kötting / Originalfassung mit Untertiteln

„Andrew Kötting unterwirft sein filmische Material der nachträglichen Behandlung, etwa wenn Wolken bei ihm in Zeitraffer vorüberrasen. Dabei ist sein Film glücklicherweise keine englische Version von „Koyaanisqatsi“geworden, denn in seinem Mittelpunkt stehen menschliche Individuen. In einem Wohnmobil fährt der Regisseur mit seiner siebenjährigen Tochter und seiner Großmutter die englischen Küste entlang: von Cornwall die Westküste hoch nach Wales und Schottland und im Osten wieder zurück zum Ausgangspunkt. Ein Roadmovie über Orte mit schönen Namen wie Bexhill-on-Sea und über Geschichten, die die Menschen erzählen, die der Regisseur vor die Kamera holt oder die die Großmutter der Tochter erzählt, Familiengeschichten, auch eine Hymne an britische Spleens. Die nüchternen Bilder vom Unterwegssein werden durch diese Erzählungen ebenso wie durch die filmische Nachbearbeitung des Materials in pure Magie verwandelt.“(tip) Kino 46

The Game USA 1997, R: Peter Fincher, D: Michael Douglas, Sean Penn

„Michael Douglas wird von Sean Penn dazu verführt, Mitglied in einem Club zu werden, der als Spiel die Leben von Menschen in Filmdrehbücher verwandelt. Dies ist ein Yuppie-Alptraum, ein persönlicher Gau für einen Kontrollfreak. Ein wenig wie Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“, wo auch ein Mann sein Leben perfekt organisiert hat, und es löst sich vor seinen Augen auf. David Fincher, der vorher „Sieben“inszeniert hat, ist sehr gut darin, diese Alptraumathmosphäre heraufzubeschwören, aber das große Problem ist, daß der Plot einfach keinen Sinn macht. Man fragt sich den ganzen Film über, was dieses „Game“eigentlich ist. Entweder ist es wirklich ein raffiniertes Spiel oder ein böser Trick, um den Mitspielern alles Geld abzuknöpfen und sie in den Selbstmord zu treiben. (Chris Tookey) UFA-Stern

Ganz oder Gar nicht Großbritannien 1997, R: Peter Cattaneo, D: Robert Carlyle, Tom Wilkinson, Mark Addy

„Weil nackt zu tanzen immer noch besser ist als arbeitslos rumhängen, gründen sechs schmalbrüstige, unmusikalische und dickbäuchige Männer eine Stripteasetruppe. Nur britisches Kino schafft es, Themen wie den Niedergang der Stahlindustrie mit Familienvätern in roten Latex-Tangas zusammenzubringen – spöttisch, komisch und sentimental.“(Der Spiegel) Ufa-Stern, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol) / Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Palast

Giant USA 1956, R: George Stevens, D: James Dean, Elisabeth Taylor, Dennis Hopper / Originalfassung ohne Untertitel

„George Stevens directed this handsomely designed, big, glossy version of the profoundly second-rate Edna Ferber novel about a couple of generations of a Texas cattle-ranching family, and James Dean (in a supporting role) ran away with it. This is the last film of his brief, meteoric career, and he was dead when it was released. His appearance here is particulary startling, because he plays his misfit role in the twitchy, self-conscious, „modern“manner of the 50s, while the rest of the movie is in the conventional heavy-going style that has always been deemed appropriate for sprawling family sagas. It's an example of commercial filmmaking straining for prestige, and the performers can't blink an eye without announcing that they're acting - and acting, what's more, to live up to the scale of the production.“(Pauline Kael) Kultursaal der Angestelltenkammer

H

Hercules USA 1997, R: Ron Clemens

„Dies ist nach dem eher ernsthaften „Glöckner von Notre Dame“eine Rückkehr zum süßlich-komischen Stil von „Die Kleine Meerjungfrau“und „Aladin“. Es ist natürlich völlig anders als alles, woran wir uns aus der antiken Heldensage erinnern: Sehr amerikanisch, laut und vulgär, aber halt auch ein großer Spaß. Zeus, der in der griechischen Mythologie ja eher ein Serien-Vergewaltiger war, wird uns hier etwa als liebender Familienvater vorgeführt, und das Happy End läßt „Herc“, wie er genannt wird, mit seiner Freundin Megara glücklich werden, während wir doch in der Schule gelernt haben, daß er wahnsinnig wurde und Megara sowie alle seine Kinder umbrachte. Aber sowas geht bei Disney nun wirklich nicht. Die ganze Sache hat mehr mit Hollywood-Genres als mit der griechischen Mythologie zu tun: So gibt es wie in „Rocky“einen Trainer, der Herkules zu einem Boxchampion trimmt, oder Megara umgarnt „Herc“mit ihrer Perlenkette wie einst Barabara Stanwyck den Henry Fonda in „The Lady Eve“.“(Christopher Tookey) UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Schauburg, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Die Hochzeit meines besten Freundes USA 1997, R: P.J. Hogan, D: Julia Roberts, Dermont Mulroney, Cameron Diaz, Rupert Everett

„Dies ist ein äußerst komischer Film, der von vielen Kritikern in den USA und England völlig falsch verstanden wurde. Wie die meisten meiner Kollegen habe auch ich mich in den letzten Jahren über Julia Roberts mokiert, aber hier gibt sie ein brilliante Leistung als komische Schauspielerin. Dies ist eine „screwball comedy“, und bei den Versuchen, auf fürchterlichen und irrsinnigen Umwegen ihre große Liebe zu erobern, stellt sich Julia Roberts auch nicht absurder an als Cary Grant in „His Girl Friday“auf der Jagd nach Rossalind Russel. Es scheint nur viele zu stören, daß diesmal ausnahmsweise mal die Frau die aktive Rolle spielt. (Christopher Tookey) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

J

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

K

Das kleine Gespenst Deutschland 1992, R: Curd Linda

Die Verfilmung eines Kinderbuchs von Ottfried Preussler. „Ein durch seinen ruhigen Erzählfluß, den Verzicht auf gewalttätige Aktionen und behutsam formulierte pädagogische Botschaften ganz auf die Auffassungsgabe der jüngsten Kinobesucher ausgerichteter Zeichentrickfilm.“(Lexikon des internationalen Kinos) Kino 46

Die kleine Zauberflöte Deutschland 1997, R: Curt Linda

„Er wird es nicht leicht haben, der Zeichentrickveteran Curt Linda („Das kleine Gespenst“), mit seiner Trickversion der gleichnamigen Mozart-Oper. Im Vergleich zur geballten Animationsmacht aus Übersee wirkt sein Märchen auf angenehme Art altmodisch - fast wie ein Scherenschnitt.“(TV-Spielfilm) UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

L

Das Leben ist ein Spiel (Rien ne va plus)Frankreich/Schweiz 1997, R: Claude Chabrol, D: Michel Serrault, Isabelle Huppert, Francois Cluzet

„Rien ne va plus? Von wegen, bei Claude Chabrol geht immer mehr. Auch in seinem 50. Film zeigt der mittlerweile 67jährige Klassiker des französischen Kinos, daß er wie eh und je zu den Meistern seines Fachs zählt. Nach selbst verfaßtem Drehbuch schickt er zwei seiner Lieblingsschauspieler in ein krimikomödiantisches Fondue für Feinschmecker. Isabelle Huppert und Michel Serrault bilden das erfolgreiche Gauner-Gespann Betty und Victor, das sich mit raffinierten Trickbetrügereien das eigene Portemonaie füllt. Mit pointierten Dialogen, dreisten Wendungen und sogar einer schweißtreibenden Folterszenen zu Opernmusik würzt der Oldie but Goldie sein skurriles Jubiläumswerk um ein schrulliges Betrügerpaar, das sich in seinen Bluffs verheddert und erfahren muß, daß eine Stricknadel auch ins Auge gehen kann. Aber so ist er, unser Chabrol: Immer ein wenig durchtrieben.“(Bremer) Gondel, Cinema, Casablanca (Ol)

Die Lok Deutschland 1993, R: Gerd Haag, D: Rolf Hoppe, Markus Fleicher

Abenteuerfilm für Kinder über fünf Freunde aus dem Ruhrgebiet, die eine alte Dampflok entern und mit ihr nach Sibirien abhauen. Den Zusammenstoß mit einem Sonderzug können nur der Computerfreak der Bande und ein alter Eisenbahner abwenden. Gondel

Lolita USA 1997, R: Adrian Lyne, D: Jeremy Irons, Dominique Swain, Melanie Griffith

„Obwohl Regisseur Adrian Lyne Nabokovs Nymphen-Thema werktreu umsetzt, scheut Hollywood den Film wie der Teufel das Weihwasser. Trotz Kritkerlob will kein US-Verleih ihn in die Kinos bringen. Dabei setzt „Lolita“zu keinem Zeitpunkt auf Sensationshascherei. Die Verführungsszenen sind eher symbolische Arrangements, die verbotene Erotik entsteht vornehmlich im Kopf des Betrachters. Im Grunde genommen gibt sich diese gelungene Literaturverfilmung bis auf die Knochen moralisch. Die Pädophilie, hier eher Vergötterung als Kindesmißbrauch, wird keineswegs idealisiert. Daß Ironie und Mitgefühl für den Täter das Gut-Böse-Schema aufweichen, mag manchen überfordern. Aber daß allein die Thematisierung für derartige Aufregung sorgt, ist der wahre Skandal.“(Dorothee Lackner) UFA-Palast, UT-Kinocenter

M

Matilda USA 1996, R: Danny De Vito, D: Mara Wilson, Danny De Vito

„Danny De Vitos Verfilmung von Roald Dahls „Matilda“ist ein wildes Werk ohne jede Sentimenalität. Es steht hemmungslos auf der Seite seiner frühreifen sechsjährigen Heldin gegen ihren Vater, einen korrupten Gebrauchtwarenhändler, ihre bingosüchtige Mutter und die kinderhassende Sadistin, die Matildas Schule leitet. Dies ist Dahl als Neo-Dickens mit seiner kleinen Heldin, die ihre telekinetischen Fähigkeiten einsetzt, um für Menschlichkeit und Bildung zu kämpfen. So inszeniert und ausgestattet, daß sie möglichst nah an die Atmosphäre eines Märchenbuchs herankommt, ist diese vergnügliche Komödie über einen Rachefeldzug extrem zweischneidig.“(The Observer) UFA-Palast

Men in black USA 1997, R: Barry Sonnenfeld, D: Tommy Lee Jones, Will Smith, Linda Fiorentino

„M.I.B. ist ein unprätentiöser Film, der im Kleinen Größe zeigt – also das genaue Gegenteil von Luc Bessons Das fünfte Element. Er läßt dem Zuschauer Zeit, die Vielfalt der Aliens zu bestaunen. In schönster B-Film-Tradition kommt M.I.B. gleich in der ersten Szene zur Sache, wenn die Grenzpolizei in New Mexico einen LKW anhält, voll mit illegalen Einwanderern – „illegal aliens“, wie es doppeldeutig im Englischen heißt, von denen einer tatsächlich ein Außerirdischer ist. Dessen Enttarnung bleibt allerdings zwei plötzlich auftauchenden M.I.B. vorbehalten, die den Grenzverletzer leider erschießen müssen. Da staunen die Grenzpolizisten nicht schlecht, aber nur solange, bis M.I.B.-Agent K. ihr Kurzzeitgedächtnis mit einem Blitz aus seinem Zauberstab löscht. Seit 1962 sind die Aliens unter uns, erfahren wir. Manhattan ist das Tor zu unserer Welt, wo fortwährend intergalaktische Flüchtlinge eintreffen. Daß die Menschheit nichts davon weiß, ist das Verdienst dieser Behörde, die jeden Neuankömmling genau unter die Lupe nimmt, Aufenthaltsbeschränkungen ausspricht und Kriminelle jagt.“(epd) Ufa-Stern

Moebius Argentinien 1996, R: Gustavo Mosquera /Studentenkollektiv, D: Guillermo Angelelli, Anabella Levy / Originalfassung mit Untertiteln

„Ein junger Mathematiker soll das rätselhafte Verschwinden einer U-Bahn klären, die als Geisterzug durch das Tunnelgewirr von Buenos Aires irrlichtert. Als seine Recherchen zu dem Ergebnis führen, daß der Zug in eine Unendlichkeitsschleife geraten und in eine andere Dimension gewechselt sei, findet er kein Gehör. Vielschichtige Filmparabel, die für ihren fantastischen Stoff eine hypnotisierende Bildersprache findet und geschickt das Gleichgewicht zwischen existentieller Reflexion und politischen Anspielungen auf die Zeit der Militärdiktatur wahrt. Der von Filmhochschülern geschaffene Film überrascht durch visuellen Einfallsreichtum und inszenatorischen Mut.“(film-dienst) Kino 46

Der Morgen stirbt nie Großbritannien 1997, R: Roger Spottiswoode, D: Pierce Brosnan, Jonathan Pryce, Michelle Yeoh

Der Witz bei den Bond Filmen besteht darin, daß die immer gleichen Zutaten einerseits genau wie in den Vorgängern und dann doch anders, frischer, gewagter serviert werden müssen. Dieser beginnt mit einer Enttäuschung: Es gab noch nie solch einen schlechten Titelsong wie den von Sheryl Crow gewimmerten. Aber dafür sind die Autojagd, die waffentechnischen Spielereien und das Finale, bei dem Bond wieder in letzter Sekunde den Weltkrieg verhindern muß, hier so rasant und pfiffig inszeniert, wie schon lang nicht mehr. Sogar aus der ständigen Produkt-Werbung vom BMW konnte Regisseur Spottiswoode Kapital schlagen, und so fahren sich die Bösewichter in ihrem Mercedes ausgerechnet in ausgestreuten Daimler-Sternen die Reifen kaputt. Und Pierce Brosnan ist bei seinem zweiten Auftritt als 007 schon fast so ironisch, souverän und sexy wie einst der Ur-Bond Connery.“(hip)

City, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelkinos (Ol), Muwi (Ol)

Mutters Courage Deutschland/Großbritannien 1995, R: Michael Verhoeven, D: George Tabori, Pauline Collins

„Wenn dieser Regisseur nur nicht soviel Angst vor Muttes Courage hätte, die die Courage und die Rettung einer einzelnen ist. Ganz alleine steht Pauline Collins als Elsa Tabori 1944 in Budapest auf dem Bahnhof. Und dann läßt Verhoeven sie mit ihrem Judenstern über den heutigen Kurfürstendamm laufen - antifa-vollkompatibel und pädagogisch wertvoll, und den bayrischen Filmpreis hat es auch schon eingebracht.“(taz) Atlantis, Atelier

N

Nix zu verlieren USA 1997, R: Steve Oedekerk, D: Tim Robbins, Martin Lawrence, Kelly Preston

„Was passiert, wenn ein arbeitsloser schwarzer Familienvater einen weißen Geschäftsmann überfällt, den aber die Pistole gar nicht schreckt, weil ihm alles egal ist, seit er seine Frau mit einem anderen im Bett gesehen hat? Dann beginnt eine wundervolle kriminelle Freundschaft - wie die zwischen dem Schwarzen T. (Martin Lawrence) und dem Weißen Nick (Tim Robbins). Regisseur Oederkerk stürzt seine Protagonisten in ein schwungvolles Buddy-Movie mit coolem HipHop-Soundtrack, aus dem sie mit fulminantem Situations- und Wortwitz herauskommen.“(TV-Spielfilm)UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos

Nowhere USA 1997, R: Gregg Araki, D: James Duval, Rachel True

„Man stelle sich vor: die Jungs und Mädels von „Beverly Hills 90210“auf LSD. Lauter attraktive junge Leute, aufgetakelt wie in einem schlechten Traum, tummeln sich in surrealen Bilderfluten. Der 18jährige Dark und seine Clique cruisen durch Los Angeles, hoffen auf Sex und eine Party, schlucken Pillen und reden einen Stakkato-Slang, der mit gängigem Englisch kaum eine Vokabel teilt. Und alle das mit der Coolness der Verzweiflung, denn sie glauben, daß es ein Morgen sowieso nicht gibt. Der Untergrundfilmer Araki zeigt auch hier wieder sein (gelegentlich nervenaufreibendes) Talent, den Aufruhr verlorener Pubertätsseelen nach außen zu kehren. Seine Filme sind so chaotisch, laut, punkig und durchgeknallt wie seine Figuren - und wenn dann tatsächlich Shannen Doherty aus „Beverly Hills 90210“an einer Bushaltstelle auftaucht, wundert sich der Zuschauer über gar nichts mehr.“(Der Spiegel) Filmstudio

P

Peterchens Mondfahrt Deutschland 1987, R: Wolfgang Urchs

„Peterchen und seine Schwester Anneliese fliegen mit dem fünfbeinigen Maikäfer Sumsemann auf den Mond, um dort dessen seit Generationen ,verlorenes' Bein zurückzuholen. Auf Kinder im Märchenalter zugeschnittenes, spannendes und humoriges Zeichentrickfilm-Abenteuer.“(Lexikon des internationalen Films UFA-Palast

Peter Weiss - Studien und Dokumentationen Schweden 1952- 55, R: Peter Weiss

Die Studien sind kurze surrealistische, experimentelle Filme, die Weiss im Rahmen einer avantgardistischen Stockholmer Gruppe gedreht hat. Kino 46

Peter Weiss - Hägringen Schweden 1959, R: Peter Weiss, D: Staffan Lamm. Gunilla Palmstierna / Originalfassung, deutsch eingesprochen

Peter Weiss' erster Spielfilm ist eine surrealistische Schilderung der Begegnung eines jungen Mannes mit der Großstadt: „Peter Weiss versucht mit „Hägringen“eine Aufarbeitung und Bewältigung seiner Vergangenheit, an der er sich seit einem Jahrzehnt schreibend abmüht. Der Film entsteht unter größten materiellen Schwierigkeiten; wegen der Knappheit des Filmmaterials kann keine Szene wiederholt werden, die Unerfahrenheit der Laienschauspieler kommt noch erschwerend hinzu. Anstelle aufwendiger technischer Vorkehrungen wird improvisiert: Einige Szenen werden in waghalsiger Aktion auf dem Dach des Malerateliers gespielt. Selbst mit der Endfassung nicht zufrieden, da sie die Intensität und die Doppeldeutiglkeit der literarischen Vorlage nicht annähernd erreicht, stellt Weiss seinen ersten Langfilm einer breiteren Öffentlichkeit vor - es wird eine fürchterliche Niederlage.“(Hiekisch-Picard: Der Filmemacher Peter Weiss) Kino 46

Peter Weiss: Fluchtpunkt Malerei Deutschland 1986, R: Norbert Bunge, Christine Fischer-Defoy

„Der 44 Minuten lange Film zeigt die Entwicklung des Malers Peter Weiss, eingebunden in eine Dokumentation seines Lebensweges zwischen 1930 und 1960. Er konfrontiert diese Phase seiner künstlerischen Arbeit mit späteren literarischen Reflexionen, mit autobiographischen Aufzeichnungen und mit Auszügen aus seiner „Ästhetik des Widerstands“.“(Programmtext Kommunalkino) Kino 46

R

Rotes Kornfeld China 1987, R: Zhang Yimou, D: Gong Li, Jiang Wen / Originalfassung mit Untertiteln

„Den chinesischen Beitrag hatte von der Redaktion sich niemand angesehen. Zu abstoßend fanden unsere Mitarbeiter den empfehlenden Text im Berlinale-Katalog.“Der Fauxpas der taz spiegelt ein wenig die Überraschung wider, die der „Goldene Bär“für einen chinesischen Erstlingsfilm 1988 noch auslösen konnte. Die „abstoßende“Handlung des Films teilt sich in zwei Kapitel, die in den Jahren 1929 und 1938 spielen. Die Themen beider Kapitel könnten elementarer nicht sein: Leben und Tod. Beides findet sich in Zhangs visuellem Vokabular symbolisiert durch die Farbe rot, jene Farbe, deren Bedeutungsnuancen der Regisseur auch in seinen folgenden Filmen (“Rote Laterne“, „Judou“) unermüdlich nachzuspüren scheint. Greift Zhang im zweiten Teil auf Elemente des revolutionären chinesischen Kinos zurück, auf das Thema des heldenhaften umd opferbereiten Kampfes gegen die japanischen Invasoren, so steht der erste stellvertretend für viele Produktionen der „fünften Generation“chinesischer Filmemacher. Hier herrscht die pure Lust am Fabulieren, am „historisierenden“Geschichtenerzählen, hier stehen Elemente der traditionellen Volkskunst Pate. Hier verstecken sich hinter den oftmals grandiosen filmischen Stilisierungen allgemeine Wahrheiten, die sich als kritische Notizen zu gegenwärtigen Verhältnissen lesen lassen, ohne zu übermäßigen Schwierigkeiten mit der Zensur zu führen.“(Reclams Film Klassiker) Kino 46

S

Die Salzmänner von Tibet Deutschland 1997, R: Ulrike Koch

„Wo die Luft fast zu dünn ist zum Atmen, können nur Yaks durchatmen und jene Menschen, die mit der Atemtechnik der Buddhisten vertraut sind. Die Drokpas zum Beispiel, Hirten-Nomaden im nördlichen Tibet, die sich über Generationen an das unwirtliche Klima im Himalaya-Hochland anpassen konnten. Ulrike Koch hat es unternommen, ihre Tradition zu dokumentieren, bevor die moderne Zivilisation dem Nomadenvolk die natürlichen Ressourcen streitig macht. Dabei ging es der Filmemacherin vor allem um die „Salzmänner“, jene auserwählte Schar, die Jahr für Jahr im Frühling zu den Salzseen aufbricht, um dort „weißes Gold“zu schürfen. Wer sich dieser Identität nähern will, muß sich vor allem auf den ungewohnten Rhythmus des Dokumentarfilms einlassen: Achtsam, doch ohne Aufhebens folgt er dem Wind, macht den Zuschauer erst kribbelig, bevor sich dieser der fremden Raum- und Zeitdimension ergibt und die gleichmütige Ruhe genießen kann.“(epd-film) Cinema)

Scream – Der Schrei USA 1997, R: Wes Craven, D: Neve Campbell, Skeet Ulrich, Dew Barrymore

„Wes Cravens Horrorfilm ist schon jetzt legendär: für Drew Barrymores kurzen, aber lautstarken Auftritt in der Anfangssequenz, für seinen respektlosen, aber raffinierten Umgang mit dem Genre und dafür, wie er den Zuschauer zum Zuschauer eines Zuschauers im Film macht. Die Zuschauer mögen das. In amerikanischen Kinos sprechen sie bereits ganze Dialogpassagen laut mit.“(Der Spiegel) UT-Kinocenter

Siddhartha USA 1972, R: Conrad Rooks, D: Shashi Kapoor, Simi Garewal

„Ein glitzernder, spielfilmlanger Werbespot, dessen Ursprung Hesses Roman über den schönen Brahmanen ist, der sich auf die Reise begibt, um nach der Wahrheit zu suchen. Von einem Freund mit einem Babygesicht begleitet, flippt er mit den Sadhus im Wald aus, hört Buddah in seiner Höhle zu, vögelt als Silhouette mit einer reichen Kurtisane und macht als Kaufmann viel Geld. Er steigt dann wieder aus und findet die Erleuchtung als Fährmann.“(Time Out) Atlantis

Sieben Jahre in Tibet USA 1997, R: Jean-Jaques Annaud, D: Brad Pitt

„Den Stoff, aus dem die klassischen Monumentalfilme sind, liefert die Autobiographie des österreichischen Bergsteigers Heinrich Harrer: 1943 gelingt ihm die Flucht aus britischer Kriegsgefangenschaft in Nordindien. Er schlägt sich nach Tibet durch. In der für Fremde verbotenen Stadt Lhasa gewinnt er die Freundschaft des jungen Dalai Lama. Während er dem aufgeweckten kleinen „Gottkönig“alles über die Welt jenseits des Himalaya beibringt, färbt die buddhistische Lebens- und Denkweise seiner Gastgeber auf den arroganten Egomanen Harrer ab. Jean-Jaques Annaud läßt den „Mythos Tibet“in prachtvollen Bildern lebendig werden, ohne uns eine süßliche Religionsstunde zuzumuten. Alle Details sind penibel recherchiert, der Dalai Lama selbst stand mit Rat und Tat zur Seite, seine Schwester spielt im Film seine Mutter. Annaud schickte Brad Pitt vor dem Dreh für drei Wochen nch Österreich, nicht nur zum Bergsteigertraining. „Er sollte ein Gefühl dafür bekommen, einen Österreicher zu spielen.“Hat geklappt - selten war der Star so gut wie hier.“(TV-Spielfilm) City, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Spiceworld - der Film Großbritannien 1997, R: Bob Spiers, D: Spice Girls, Richard E. Grant

„1997 wird als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem die Spice Girls über uns kamen. Selbst wer ihre Musik konsequent mied, traf spätestens im Supermarkt auf die penetranten Gewürzgirlies. Nur schmeckt die vorgeblich scharfe Girl Power so fade wie abgestandene Kartoffelchips: Mehr ein Blondinenwitz im Fünferpack als Revolution in Barbie-World. Als Appetizer für die kommende Europatournee kann man das lärmende Musikvideo im Spielfilmformat wirklich nur hartgesottenen Spice-Girls-Fans empfehlen.“(taz) City, UFA-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

T

The Odd One Dies Hongkong 1997, R: Patrick Yau, D: Carman Lee, Kaneshiro Takeshi / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Kaneshiro Takeshi (“Fallen Angels“) spielt einen wortkargen Schmalspur-Gauner, der einen riskanten Mordauftrag aus finanziellen Gründen annehmen muß. Seine Zusammenarbeit mit der verwahrlosten Carmen, für die Mord zum festen Repertoire gehört, nimmt eine überraschende Wendung, als ihre nahezu ausschließlich über Gewalt kommunizierende Zweckgemeinschaft umkippt und sich beide zu physischem Kontakt hinreißen lassen. Regisseur Patrick Lau balanciert geschickt Elemente des klassischen Actionkinos und des stilisierten Neorealismus eines Wong Kar-Wai aus. Heraus kommt ein wilder Bastard aus schräger Komödie, fatalistischer Gangsterballade und surrealer Lovestory, wie ihn nur Honkong-Chinesen erfinden können.“(Katalog zum Fantasy Filmfest) Kino 46

Titanic USA 1997, R: James Cameron, D: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet

„Nicht Cameron hat ein Thema gefunden, sondern das Thema ihn. Dem Drehbuchautor und Regisseur kommt es dabei nicht auf Symbole und Metaphern an. Er sucht das private Drama in der Kollision zwischen menschlicher Hybris und der von aller technischen Raffinesse unbeeindruckten Natur. So besitzt dieser Actionfilm durchaus Züge eines Kammerspiels, die den Fluß der Katastrophe immer wieder auf produktive Weise hemmen - im Dienste einer großen, altmodisch erzählten Love-story. Camerons „Titanic“ist eine suggestive Zeitreise, eine Reise auch in eine betonierte Klassengesellschaft. Den Gegensatz zwischen oben und unten, Erster und Dritter Klasse, läßt Cameron ausspielen: maliziöser Snobismus und aufgeräumtes Palaver hier, trunkener Tanz und schwitziges Armdrücken dort. Den Bildern ist keine explosive Kraft, eher eine implodierend Qualität eigen. Hierin liegt die Überraschung des Films - und sein ästhetischer Reiz. Als hätte ihm das Pathos des Themas Ehrfurcht vor der Historie aufgenötigt, läuft Camerons Special-Effect-Maschine wie gedrosselt. Die Katastrophe spiegelt sich am wirkungsvollsten in den Gesichtern der Opfer und in poetischen Bildfindungen. Leichen auf dem Wasser erscheinen als Stilleben der Vergänglichkeit.“(epd-Film) Europa, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

U

Der Unhold Deutschland/Frankreich/Großbritannien 1996, R: Volker Schlöndorff, D: John Malkovich, Rolf Hoppe, Marianne Sägebrecht

Malkovich gibt dem seltsamen Filmhelden, der sich wie eine Märchenfigur, wie der Erlkönig, durch das deutsche dritte Reich bewegt, genau die richtige Mischung aus Unschuld, Bosheit und unmenschlicher Stärke, durch die der Film wie eine Mischung aus Mythos und Geschichte erscheint. Schöndorff, der endgültig an das immer pedantische und nie originelle Kunsthandwerk der Literaturverfilmungen verloren schien, hat in dem Roman von Michel Tournier wieder ein Inspiration gefunden, die den „Unhold“in Stil und Dimension an „Die Blechtrommel“anschließen läßt. (hip) Filmstudio

W

Wieder allein zu Haus USA 1997, R: Raja Gosnell, D: Alex D. Linz, Olek Krupa, Rya Kihlstedt

„Nicht mehr der originale Kevin, sondern der Frechdachs Alex ist diesmal allein zu Haus. Und gleich vier Gegner sehen sich seinen ausgefuchsten Attacken mit Murmeln, Spielzeugrobotern und Leim ausgesetzt. Beinahe verspürt man gar Mitleid mit den internationalen Top-Gangstern.“(tip) UT-Kinocenter

Winterschläfer Deutschland 1997, R: Tom Tykwer, D: Ulrich Matthes, Marie-Lou Sellem, Florianne Daniel

„Von der Unmöglichkeit der Liebe handeln seine Filme, sagt Regisseur Tom Tykwer. Hier sind es gleich fünf Menschen, deren Schicksale er auf eine Weise miteinander verknüpft, die in ihrer geschickten Konstruktion mitunter an Robert Altmans „Short Cuts“erinnert. Krankenschwester Laura, die Übersetzerin Rebecca, Skilehrer Marco, Filmvorführer Rene und der Bauer Theo leben in einer kleinen Stadt in den Bergen. Ein mysteriöser Autounfall bringt das folgenreiche Personenkarussel in Gang. Unterstützt von brillanten Darstellern gelingt Tykwer das Kunststück.“(TV-Spielfilm) Atlantis

When We Were Kings USA 1996, R: Leon Gast / Originalfassung mit Untertiteln

Hymnen auf Heroen werden heute kaum noch angestimmt, aber es gab einmal eine Zeit, als James Brown und B.B. King für Muhammad Ali sangen, und dieser Dokumentarfilm über dessen epochalen Boxkampf gegen George Forman in Zaire ist ein Heldenlied im besten, fast schon vergessenen Sinne des Wortes. So sind einige Trainingsschläge von Ali so geschickt montiert, daß sie genau dem beat der Soulmusik von James Brown entsprechen. Und Ali beherrscht den Film tatsächlich wie ein König. Boxen sehen wir ihn gerade mal ein paar Minuten lang, aber wie er mit den Journalisten umgeht, wie er die Menschen von Zaire für sich einnimmt, wie er aus dem Stehgreif für jede Situation die richtigen Worte findet - frech, witzig und klug - das ist die große Überraschung des Films. Und wenn man einmal während des Kampfes, nur für eine Sekunde und in Zeitlupe, die Angst in den Augen von Muhammad Ali aufblitzen sieht, dann ist dies die Note, die das Heldenlied endgültig wahr klingen läßt. (hip) Gondel