Die Geschichte der Vasektomie

Erste tierexperimentelle Studien zur Vasektomie wurden bereits im Jahre 1830 an Hunden durchgeführt. 1893 dann versuchten Ärzte in den USA erstmals mittels einfacher Durchtrennung der Samenleiter (Vasotomie) einen prostatakranken Mann zu heilen.

Ein Jahr später wurde erstmals in Schweden und in Deutschland eine Vasoresektion, also das beidseitige Herausschneiden eines kleinen Samenleiterabschnittes, aus rein therapeutischen Gründen bei Patienten mit vergrößerter Prostata vorgenommen. Man erhoffte sich anhand dieser „Sperroperation“ eine Verkleinerung der Prostata. Schon damals wurde der Eingriff als Vasektomie bezeichnet, obwohl Vasoresektion eigentlich zutreffender ist.

Ende des vergangenen Jahrhunderts begannen Ärzte in den USA die Vasektomie routinemäßig durchzuführen. Sie empfahlen die Methode zur „Verhütung der Fortpflanzung Minderwertiger“ einzusetzen. Im Zuge der immer populärer werdenden Eugenik in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts wurde die Vasektomie zur Verhinderung der Fortpflanzung von Menschen benutzt, deren Erbgut als „abnorm oder krankhaft“ eingestuft wurden: zum Beispiel Erbkanke, Alkoholiker oder Verbrecher.

Ab der Jahrhundertwende wurden mit Hilfe rassenhygienischer Argumente zunächst in den USA und später auch in Europa – nicht zuletzt in Deutschland – Sterilisationen oft unter Zwang durchgeführt.

Während die Zahl der tatsächlich durchgeführten Zwangssterilisationen in den USA insgesamt sehr gering war, sind in Deutschland allein in den Jahren 1934 bis 1945 ungefähr 350.000 Sterilisationen durchgeführt worden. Eine unbekannte,

aber beträchtliche Anzahl von Menschen wurde auch später noch außerhalb der Gesetze, ohne ihr Wissen oder gegen

ihren Willen sterilisiert.

Ein weiteres finsteres Kapitel sind die Massensterilisierungen im Indien der siebziger Jahre, bei denen die Gewaltmaßnahmen der eingesetzten Polizeitruppen Tausenden das Leben gekostet haben sollen.

Eine Sterilisierung aus sozialen oder familienplanerischen Gründen war auch im NS- Deutschland nicht erlaubt und erfüllte den Tatbestand der Körperverletzung.

In den fünfziger Jahren wurde die Vasektomie in der Schweiz bereits als Methode zur Familienplanung durchgeführt, während in der Bundesrepublik bis in die siebziger Jahre eine eher repressive Haltung seitens der Ärzte bezüglich der Vasektomie bestand – Männer, die sich diesem Eingriff unterziehen wollten, fanden nur selten Ärzte, die dazu bereit waren. In der DDR war der Eingriff verboten. MiB