Volkshochschule staunt über Andrang

■ Teilnehmerzahlen steigen rasant / Neues Programm mit 2.000 Kursen liegt vor / Spezielle Angebote für Jugend und Ältere

BremerInnen haben Lust auf Lernen. „Wir verzeichnen einen erstaunlichen Zuspruch“, sagt Horst Rippien. Der Leiter der Volkshochschule wundert sich fast ein wenig über das Interesse. 20.000 TeilnehmerInnen registrierte die VHS im vergangenen Semester, 1995 waren es noch 4.000 weniger. „Wir dachten, Weiterbildung hätte in diesen Zeiten bei den Ausgaben nicht die alleroberste Priorität“.

Damit die Menschen ihr Geld künftig nicht anders ausgeben, bietet die VHS für das Frühjahr 1998 in ihrem neuen Programm 2.000 Veranstaltungen an. Bei großem Bedarf werden die Kurse auch doppelt laufen. Der Trend gehe hin zu Kompaktangeboten am Wochenenden oder im Bildungsurlaub. Stark zugelegt haben die Kurse „Deutsch als Fremdsprache“.

Schwerpunkte in diesem Semester bilden eine Veranstaltungsreihe „50 Jahre israelischer Staat“und die „Aktionstage Rußlanddeutsche in Bremen“. Neu im Programm sind verstärkt Kurse für Jugendliche. So kann man bei der VHS lernen, was man mit quengelnden Kindern fremder Leute anstellt und so einen Babysitter-Paß erwerben. Auch so manche Computerkurse seien dazu gedacht, die Jugendlichen beim „Schritt ins Leben zu unterstützen“, sagt Fachbereichsleiter Martin Mielke. Auch Ältere werden speziell gelockt, obwohl sie auch alle anderen Kurse besuchen können, wie Fachbereichsleiterin Renate Kösling versichert. Neu ist ein Kurs, der 40- bis 60jährige auf die Situation vorbereitet, wenn ihre Eltern Pflege brauchen.

Die VHS bewegt sich nach Aussage ihres Leiters im Spannungsfeld zwischen dem Druck hin zu kostendeckenden Gebühren und dem klassischen Volksbildungsauftrag. Obwohl das Angebot an gebührenfreien Kursen immer mehr abnehme, besuchten auch viele Arbeitslose die VHS, um Struktur in ihren Alltag zu bringen, den Anschluß ans Berufsleben zu halten oder einfach nur, um Kontakte zu knüpfen. Immer schwerer falle es, Kurse wie „Lesen und Schreiben“oder „Stadtteilarbeit“gratis anzubieten oder die vom Weiterbildungsgesetz geforderten Politik-Kurse günstig anzubieten. „Die Kommune muß sagen, was sie will“, sagt VHS-Leiter Rippien. Und was sie sich die VHS, ihre 36 festangestellten Mitarbeiter und die 780 eingesetzten Kursleiter kosten lassen will: Die öffentlichen Zuschüsse lagen 1997 bei 6,5 Millionen Mark, drei Millionen erwirtschaftete die VHS selbst.

Weil in der Verwaltungszentrale an der Schwachhauser Heerstraße nur zwei Seminarräume Platz haben, sind die Kurse auf 180 Orte im Stadtgebiet verteilt. Die Suche nach Räumen bindet inzwischen einen großen Teil der Arbeitskraft, Mietkosten steigen. Darum wünscht sich die VHS eine Zentrale in der Innenstadt, gerne gemeinsam mit der Stadtbibliothek. Für die Zukunft sollte die VHS nach Meinung Rippiens als Eigenbetrieb mit größerer wirtschaftlicher Freiheit und Verantwortung geführt werden. Unsinnig sei es jedoch, wie von den McKinsey-Gutachtern vorgeschlagen, die VHS unter dem Dach eines übergeordneten Eigenbetriebs „Kulturelle Bildung“laufen zu lassen. jof

Zum neuen VHS-Programm: Informationen und Anmeldung unter oder im Internet unter http: www.bremen.de/info/vhs. Adressen: VHS-Zentrale Schwachhauser Heerstraße 67. West: Elisabethstraße 135, Vahr/Ost: Bürgerzentrum Neue Vahr, Berliner Freiheit 10. Vom 19.Januar bis 26. Februar gelten erweiteret Öffnungszeiten: montags und donnerstags 10 bis 18, dienstags und mittwochs 9 bis 15 Uhr. Heute (Samstag) ist von 10 bis 16 Uhr Anmelde- und Beratungstag.