Größter Schweinebetrieb Deutschlands verpestet

■ 62.000 Schweine müssen allein in Mecklenburg-Vorpommern getötet werden, weil sie die Schweinepest haben oder verbreiten könnten. Laut EU dürfen sie nicht geimpft werden

Grevesmühlen/ Schwerin (AP/ dpa) – Der Ausbruch der Schweinepest im größten Zuchtbetrieb Deutschlands in Mecklenburg- Vorpommern macht die bisher größte Massentötung von Tieren in Deutschland erforderlich. Rund 62.000 Schweine, und damit mehr als ein Zehntel des Schweinebestandes des Bundeslandes, müssen getötet werden, teilte das Landwirtschaftsministerium gestern mit. Die Tötung soll heute beginnen und zehn Tage dauern. Wegen des gewaltigen Ausmaßes der Notschlachtungen forderte Mecklenburg-Vorpommern Tötungskommandos aus anderen Bundesländern an. Auch kann das Land die toten Tiere nicht allein entsorgen und braucht dafür Unterstützung.

Die 13 Betriebe, die bundesweit aus Losten Schweine bezogen, haben zum Teil schon mit dem Töten begonnen. Rund 13.000 Tiere sind laut Landwirtschaftsminister Martin Brick in der in Frage kommenden Zeit aus Losten in andere Betriebe Mecklenburg-Vorpommerns sowie nach Nordrhein- Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen gegangen. Also werden auch die Tiere der Elektrozange zum Opfer fallen und zu Tiermehl verarbeitet werden.

Nach Einschätzung von Landestierarzt Klaus Wilke ist die von der EU in Aussicht gestellte Wiedereinstufung Deutschlands als Schweine-Freihandelszone in weite Ferne gerückt. Die Riesenanlage Losten ist der größte Schweinebetrieb Deutschlands. Laut Minister Brick ist sie das Erbe der DDR-Landwirtschaft, sei aber hygienisch beherrschbar. Er forderte, daß ein Impfstoff gegen die Pest gefunden werden müßte, der das gegenwärtige Impfverbot hinfällig mache. Das hatte die EU erlassen, damit befallene, aber nicht erkrankte Tiere den Erreger nicht in andere Gebiete verschleppen können. „Wenn wir sofort impfen, könnten 90 Prozent des Bestandes gerettet werden“, sagte der Geschäftsführer der Zuchtanlage in Losten. Die Impfung sei weder für das Tier, sein Fleisch, noch für den Menschen schädlich.

Die Seuche ist auf Menschen nicht übertragbar. Die Pest tritt drei bis acht Tage nach der Ansteckung auf. Die Schweine ermatten zunächst, bekommen dann bis zu 41 Grad Fieber und haben rote Flecken oder Streifen auf der Haut. Die Tiere fressen nicht mehr, schwanken beim Laufen und bekommen blaue Ohren. Sie leiden zunächst unter Verstopfung und dann unter Durchfall. Meistens sterben die kranken Schweine nach ein bis zwei Wochen.