Alle mögen einander

Der Hamburger Sportbund prämierte antirassistische Initiativen von Vereinen  ■ Von Folke Havekost

Als die Preisränge von elf bis eins aufsteigend bekanntgegeben wurden, verbreitete sich am Montagabend eine Grand-Prix-d'Eurovision-Atmosphäre a la „Dritter sind wir schon...“. Am Ende jubelten die Kinder des Mümmelmannsberger SV über den ersten Preis im Wettbewerb des Hamburger Sportbundes (HSB): „Vereine sagen ,NEIN zu Ausländerfeindlichkeit und Rassismus.'“

Prämiert wurde das Projekt einer „Internationalen Zirkusschule für Familien aus aller Welt“: Rund hundert Kinder aus acht Ländern konzipierten unter Leitung von Siglinde Goldberg sechs Zirkusvorstellungen. Zum Festakt vollführten die Gewinner Handstände und Salti und trugen an ihren Röckchen kleine Flaggen verschiedener Staaten.

Für den Ausländerbeauftragten des Senats und Schirmherrn des Wettbewerbs, Günter Apel, ist das ein typisches Beispiel für den Zusammenhang von Antirassismus und Sport. Nirgendwo lerne man so früh, „fair miteinander umzugehen“, wie im Sport. „Wir kennen so etwas ja eigentlich gar nicht“, führte HSB-Präsident Klaus-Jürgen Dankert zum Thema Fremdenfeindlichkeit aus, „wir mögen alle einander“. Damit formulierte er das implizite Motto der Veranstaltung: Im Grunde baue sportliche Betätigung an sich bereits Fremdenfeindlichkeit ab, allein durchs Miteinander.

Von den Darbietungen der elf Preisträger im Haus des Sports reichte dementsprechend auch nur eine über die rein sportliche Vorführung hinaus. Die Rudervereinigung Bille (3. Preis für einen „Ruder-Achter der Vereinten Nationen“) versuchte die Darstellung von Integration: Fünf Kids traben zunächst vereinzelt auf der Bühne, bis eines die Idee hat, gemeinsam etwas zu unternehmen. Es folgt „symbolisches Rudern“, bis zum Schluß eine Pyramide gebaut wird, die den Triumph des Miteinanders symbolisiert. Betreuer Wolf Anschütz schwebt als Ausbau eine internationale Alster-Regatta vor, in der Anfänger aus acht verschiedenen Ländern in jedem Boot sitzen.

Bisweilen zeigt sich aber auch die schlichte Ohnmacht des Sports. Der TSV Kirchwerder (8. Preis) betreute jahrelang ein Containerdorf bosnischer Kriegsflüchtlinge mit sportlichen Angeboten. Heute muß sich der TSV mit antirassistischen Anzeigen in seiner Vereinszeitung begnügen – vor zwei Monaten wurden die Container wegen „Rückführung“abgebaut.