Warme Worte für die Wehrmacht

■ Generalmajor a.D. Schultze-Rhonhof sprach auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung über die Tapferkeit von Soldaten

Generalmajor Gerd Schultze-Rhonhof, seit 1996 außer Dienst, will fair sein: „An der Wehrmacht war nicht alles schlecht“gibt er in der vollbesetzten Stadtwaage zu bedenken und erhält dafür starken, kämpferischen Applaus. Die Truppe steht hinter dem General, der vor drei Jahren zu Ehren gekommen war, nachdem er öffentlich erklärt hatte: „Der Vergleich von Soldaten und Mördern ist so absurd und ehrabschneidend, wie es ein Vergleich des Bundesverfassungsgerichtes mit dem Volksgerichtshof sein würde“Ja, der war das, der gestern seinen Vortrag hielt mit dem schönen Titel „Braucht das Vaterland noch Tapferkeit?“, und natürlich: Das Vaterland braucht!

200 Menschen waren in den historischen Raum gekommen, einige mußten gar wegen Platzmangel abgewiesen werden. Ein Drittel des Publikums muß noch in der gerade erwähnten Wehrmacht seinen Dienst getan haben, ein weiteres Drittel saß im würdigen Ausgeh-Grau der heutigen Truppe. Der einzige im Rollkragenpulli war hier Ernst Busche von der „Deutschen Friedensgesellschaft/Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen“– doch dazu später mehr.

„Die Tapferkeit muß erzogen werden“, führte der Zweisterne-General aus – und zwar vom Staat. Auch ohne Wertebewußtsein geht nichts für den Soldaten und die Armee von heute, doch leider, leider: An den Werten gibt es heute eine Menge auszusetzen. Deutschland scheint degeneriert: „Ein Volk, das nicht mehr es selbst sein will, will wohl auch nicht mehr Nation sein.“Der Staat, so Schultze-Rhonhof, verkommt zum Zweckverband. „Weil wir die Werte Volk, Nation, Staat und Vaterland verblassen lassen, gehen uns die Steuern, die Arbeitsplätze und auch die Soldaten aus.“Die Rettung: „Die Werte Nation, Staat und Vaterland in Wort und Schrift“sind „selbst tapfer zu verteidigen.“

Doch Schultze-Rhonhof ist kein Optimist. „Was wir brauchen“, führt der General in der Fragestunde aus, „sind Philosophen, geistliche Führer und Politiker.“Wobei er manchmal „geistliche“Führer sagt, und manchmal „geistige“. „Da stehen wir als Volk und warten auf die Erleuchtung – und irgendwann wird sie kommen.“Vielleicht durch einen Visionär, denn „wir hätten mal wieder einen nötig.“

Ein Störenfried meldet sich zu Wort, Herr Busche im Rolli. Eine Schwäche im Vortrag will er entdeckt haben. „Sie sind nicht eingegangen auf die rechtsradikalen Vorfälle in der Bundeswehr.“Gemurmel macht sich breit. „Wenn man Opfer einer Kampagne wird“so kontert der General, „kann man nichts dämlicheres tun, als darüber zu reden.“Hurrarufe. „167 Vorfälle in einem Jahr“ruft Busche von der Empore in Richtung Redner, doch der Einwand geht im Gelächter der geehrten Gäste unter, gerichtet gegen den alten Friedenskämpfer.

Angesichts so klarer Worte steht ein älterer Herr auf und lobt. „Für die Wehrmachtsausstellung haben sie deutliche Worte gefunden. Aber warum kommt soetwas immer nur von Soldaten außer Dienst?“Der General ist geschmeichelt. „Viele Menschen geben nicht zu, daß sie Rechts von der Mitte stehen – das ist eine Frage des Mutes.“Oh General, mit mutgem' Schritte eilst voran, um TAPFERKEIT uns vorzuleben. Christoph Dowe