■ Mit Landesbanken auf du und du
: Schwere Geburt

Stuttgart/Berlin (taz/dpa) – Zwölf Jahre lang gingen die drei öffentlich-rechtlichen Banken in Baden-Württemberg schwanger mit der Idee, sich zusammenzuschließen. Immer wieder wurden Konzepte verworfen und neue ersonnen. Nun ist die Fusion beschlossen: Am 1. Januar 1999 soll in Stuttgart die sechstgrößte Bank Deutschlands entstehen, die Landesbank Baden-Württemberg. Beteiligt sind die SüdwestLB, die Landeskreditbank (L-Bank) und die Landesgirokasse.

Am Montag unterzeichnete Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) gemeinsam mit dem CDU-Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder und Wirtschaftsminister Walter Döring (FDP) eine „Erklärung zur Errichtung der Landesbank“. Schon lange zimmert Teufel hinter verschlossenen Türen an seinem Projekt einer „machtvollen Bank“.

Mit einer Bilanzsumme von 430 Milliarden Mark kann das Riesenunternehmen auch Mittelständlern den Gang an die Börse ermöglichen. Im Auftrag ihrer Kunden will die Bank künftig mehr mit Wertpapieren handeln. Außer in Stuttgart sind Firmensitze in Karlsruhe und Mannheim geplant.

Von den 9.000 Mitarbeitern soll offiziellen Angaben zufolge niemand gekündigt werden — die Bankenchefs sprechen sogar von neuen Stellen, wenn das frischfusionierte Institut erst einmal neue Filialen eröffnet habe. Denn die neue Bank erhält „volle Geschäfts- und Niederlassungsfreiheit“ und muß ihr Filialnetz nun nicht mehr auf Baden-Württemberg beschränken. Unter anderem an dieser Frage waren die Fusionsverhandlungen in den vergangenen Jahren gescheitert. Mit einem Betriebsergebnis von 1,6 Milliarden Mark ist das Unternehmen auch international wettbewerbsfähig.

Der Druck auf die öffentlich- rechtlichen Banken ist groß. Immer mehr Kreditinstitute in Deutschland und der Schweiz haben sich in den vergangenen Monaten und Jahren zusammengeschlossen; Baden-Württemberg mit seinen lose verstreuten Banken drohte ins Hintertreffen zu geraten. Die Fusion stützt nun die Stellung des Bundeslandes auf dem deutschen und internationalen Finanzmarkt. Ist die Riesenbank erst gegründet, will sie sich wehren „gegen den Einmarsch“ bayrischer Kreditinstitute in ihr Bundesland.

Der Landtag und der Stuttgarter Gemeinderat müssen die Fusion zwar erst noch billigen, doch die Zustimmung der Abgeordneten gilt als sicher. juw