Ganz Raffiniertes

■ Die 1. Hamburger Netzwerkstatt probt

Wenn aus Klängen und Tänzen sichtbare Objekte werden, muß sich irgendjemand etwas ganz Raffiniertes ausgedacht haben. „Wir wollen die ausgetretenen Pfade der kommerziellen Kunst verlassen“, hieß es in der Eröffnungsansprache von Hörinseln-Stimmbrüche-Lichtwelten der Medienwerkstatt Blickwinkel e.V. im Theatron. Und die Pfade wurden verlassen, lange bevor sich der Vorhang zu der „perkussiven Aktionsmalerei Krautjazz“der Performancegruppe Flex hob: Von der Bühne schallten Baugeräusche, die ein Rudel Handwerker nicht besser hätte produzieren können. Nebel, gleißendes Licht, futuristische Klänge. Menschen in Alltagsklamotten, Instrumente, sogar ein Didgeridoo. Ein Mann bewegt sich über eine am Boden liegende Plastikplane; zwischen seinen Beinen baumeln drei Tuben mit Farbe: rot, gelb, blau. Die Farbe wird verspritzt und nach Schamanen-Manier die Rassel dazu geschwenkt. Das auf dem Boden entstehende Bild wird mit einer Kamera auf die hintere Bühnenwand projiziert.

„Krautjazz“bildete den Auftakt zu einer sechsteiligen crossover-Kunstreihe im Theatron. Unter dem Namen „1. Hamburger Netzwerkstatt“vereint die Medienwerkstatt Blickwinkel e.V. verschiedene gestalterische Ansprüche mit dem Ziel, diese zu einem Gesamtkunstwerk zusammenwachsen zu lassen. Bilder und Töne paaren sich für einen Augenblick, bis die Akustik verhallt und nur noch Farbflecke an den Schaffensakt erinnern. Stimmen unterstreichen die Sprache der Bewegungen, die Instrumente werden angespielt, langsam entsteht ein sehr gewöhnungsbedürftiger Experimental-Jazz. Klang, Farbe, zumeist befremdliche Gebärden: Flex waren bemüht, neue Eindrücke zu schaffen. Was auch gelang; und wenn es verwirrend war, dann war das nur konsequent. Carsten Hansen

bis So, 25. Januar, jeweils 20 Uhr, Theater Theatron