Hamburgs Hafenpolitik ist gescheitert

Hamburgs Wirtschaftssenator Thomas Mirow räumt das Scheitern der Hafenkooperation mit Bremen ein. Dort wird derweil kräftig frohlockt  ■ Von Joachim Faruhn und Florian Marten

„Das Thema Deutsche Bucht AG in Form einer gesellschaftlichen Verflechtung von HHLA und BLG ist vorbei.“Hamburgs Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) zog gestern im Gespräch mit der taz einen Schlußstrich unter die fast einjährigen Bemühungen der Hamburger Hafenpolitiker, die beiden großen städtischen Hafenbetriebe Hamburger Hafen- und Lagerhaus AG (HHLA) und Bremer Lagerhaus Gesellschaft (BLG) zusammenzubinden.

Denn am Dienstag hatte Thomas Eckelmann, Chef der privaten Hamburger HHLA-Konkurrenz Eurokai, die bevorstehende Fusion seiner Firma mit der BLG bekannt gegeben (taz berichtete) und damit bei der HHLA und im Hamburger Senat großes Entsetzen ausgelöst: Immerhin ist das Unternehmen mit seinen fünf Liegeplätzen und einem Marktanteil von 26 Prozent der einzige ernsthafte Konkurrent der HHLA im Containergeschäft.

BLG und Bremer Senat haben damit alle ihre Ziele erreicht – sie regieren im Hamburger Hafen mit, der wichtigsten Drehscheibe für den Verkehr nach Skandinavien und Osteuropa. HHLA und Senat stehen dagegen mit leeren Händen da.

Ist das Thema einer Verflechtung zwischen BLG und HHLA damit endgültig vom Tisch? Mirow: „Man soll nie nie sagen. Aber: Wenn die geplante Fusion von BLG und Eurokai zustande kommt, ist damit eine Einheit entstanden, und die HHLA wird über Schlußfolgerungen nachdenken. Da gibt es viele denkbare Varianten.“Einen direkten Konter kann die HHLA freilich nicht landen – in Bremen gibt es kein der Eurokai vergleichbares Unternehmen, da hat die BLG das Monopol. Denkbar ist allerdings, daß die HHLA sich Fusionspartner in einem anderen Hafen der sogenannten Nordrange (die Nordseehäfen von Rotterdam bis Hamburg) sucht.

Mit dem Zusammengehen von BLG und Eurokai im Containergeschäft entsteht das größte Hafenunternehmen Deutschlands. Mit zusammen 2,6 Millionen umgeschlagenen Containern pro Jahr zieht die neue Allianz nun an der HHLA (2,3 Millionen) vorbei. „Mit den Leuten von Eurokai stimmt die Chemie“, sagte BLG-Chef Hans-Heinrich Pöhl zur taz. Ein Seitenhieb auf HHLA-Chef Peter Dietrich, der die Bremer mit forschem Auftreten während der Verhandlungen genervt hatte. „Solange wir mit Eurokai sprechen, werden wir mit keinem anderen Terminal-Operator verhandeln“, erteilte Pöhl eventuellen neuen Avancen der HHLA gestern eine Absage.

Wenn Groß-Reeder wie die dänische Maersk eigene Liegeplätze am Containerterminal in Bremerhaven wünschten, würde darüber weiter gesprochen. Maersk hatte kürzlich einen Asien-Liniendienst von Hamburg nach Bremerhaven verlegt, weil ihnen Hamburg keinen Terminal in Eigenregie überlassen wollte.

Ziel der neuen Partner ist es, künftig die Vorteile von Bremerhaven (Lage an der offenen See) und Hamburg (viele Industrieunternehmen am Ort) den Reedern aus einer Hand anzubieten. Es sei nicht daran gedacht, die Preise zu senken, erklärten BLG und Eurokai übereinstimmend. Dabei hätte man als Marktführer gegenüber der Bahn und anderen Dienstleistern durchaus die Möglichkeit, bessere Konditionen durchzusetzen. Mehr gemeinsame Containerzüge ins Hinterland wären ein weiteres Argument für die Bremen-Hamburg-Connection.

Gegenüber Hamburg zeigen sich die Bremer aber großmütig. Durchaus könne man über eine gemeinsame Interessenvertretung beim Bund und der EU sprechen oder auch gemeinsam neue Zugverbindungen organisieren, hieß es gestern im Bremer Häfenressort.