BLG setzt Standbein in Hamburg

■ Fusion mit Eurokai schafft größten deutschen Hafenbetrieb / Damit ist die „Deutsche Bucht AG“aus BLG und HHLA tot

Mit dem Zusammengehen der städtischen Bremer Lagerhaus Gesellschaft (BLG) und des privaten Hamburger Terminal-Betreibers Eurokai im Containergeschäft entsteht das größte Hafenunternehmen Deutschlands. Erstmals sichert sich Bremen ein Standbein im Hamburger Hafen, der wichtigsten Drehscheibe für Verkehre nach Osteuropa und Skandinavien.

Die von Hamburger Senatskreisen im vergangenen Jahr initiierten politischen Gespräche über eine „Deutsche Bucht AG“, in der die Staatsunternehmen BLG und Hamburger Hafen- und Lagerhausgesellschaft HHLA fusionieren sollten, sind dagegen zu Ende. Das bestätigte Hamburgs Wirtschaftssenator Thomas Mirow am Mittwoch gegenüber der taz.

Die Ehe der BLG mit Eurokai ist eine Ohrfeige für die HHLA: Immerhin ist das private Unternehmen mit seinen fünf Liegeplätzen und einem Marktanteil von 26 Prozent der einzige Konkurrent der HHLA im Containergeschäft und setzt der Staatsfirma mächtig zu.

Mit zusammen 2,6 Millionen umgeschlagenen Containern pro Jahr zieht die neue Allianz mit 800 Millionen Mark Umsatz und 2.000 Mitarbeitern nun an der HHLA (2,3 Millionen Container) vorbei. „Mit den Leuten von Eurokai stimmt die Chemie“, sagte BLG-Chef Hans-Heinrich Pöhl zur taz. Das ist ein Seitenhieb auf HHLA-Chef Peter Dietrich, der die Bremer mit forschem Auftreten während der Verhandlungen genervt hatte. „Solange wir mit Eurokai sprechen, werden wir mit keinem anderen Terminal-Operator verhandeln“, erteilte Pöhl eventuellen neuen Avancen der HHLA eine Absage.

Dagegen sei es nach wie vor denkbar, Reederei-Kunden wie der dänischen Maersk eigene Liegeplätze am Containerterminal in Bremerhaven zu überlassen. Maersk hatte kürzlich einen Asien-Liniendienst von Hamburg nach Bremerhaven verlegt, unter anderem auch deshalb, weil Hamburg keinen Terminal herausgeben wollte.

Erste Bande knüpften BLG-Manager und Eurokai-Chef Thomas Eckelmann schon im Sommer 1995. Kaum, daß die BLG umstrukturiert und seit Beginn dieses Jahres in beteiligungsfähige Tochtergesellschaften zerlegt ist, werden die Fusionskonzepte nun umgesetzt. Schon heute lassen beide Firmen gemeinsam Software für den Betrieb von Containerterminals entwickeln.

Ziel der Partner ist es, künftig die Vorteile von Bremerhaven (Lage an der offenen See) und Hamburg (viele Industrieunternehmen am Ort) aus einer Hand den Reedern anzubieten. Es sei nicht daran gedacht, die Preise zu senken, erklärten BLG und Eurokai übereinstimmend. Dabei hätte man als Marktführer gegenüber der Bahn und anderen Dienstleistern durchaus die Möglichkeit, bessere Konditionen durchzusetzen. Mehr gemeinsame Containerzüge ins Hinterland und besser abgestimmte Pendeldienste per Schiff zwischen Hamburg und Bremerhaven sind ein weiteres Argument für die neue Connection. Die BLG schafft mit der Beteiligung an den Niederlassungen der Eurokai in Portugal und Italien den Einstieg ins europäische Geschäft. Eventuell überzähliges Personal in einer abgeschmolzenen gemeinsamen Verwaltung hofft man durch stärkeres Wachstum auffangen zu können. Auch Gewerkschaften und Betriebsräte halten darum die Kooperation für den richtigen Weg.

Gegenüber Hamburg zeigen sich die im Aufwind liegenden Bremer großmütig. Man könne weiter über eine gemeinsame Interessenvertretung beim Bund und der EU sprechen oder zusammen neue Zugverbindungen organisieren. „Das ist für mich die Deutsche Bucht AG“, sagt BLG-Chef Pöhl. jof/fm