Geheimprojekt „Law School“

Die ZEIT-Stiftung denkt über eine Elite-Hochschule für JuristInnen nach. Wäre das eine Chance für Hamburg?  ■ Von Florian Marten

„Noch ist nichts entschieden. Wir haben das Kuratorium der Stiftung noch gar nicht damit befaßt!“– hörbar angestrengt bemüht sich Michael Goering, Geschäftsführer der „ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius“, den Eindruck zu verwischen, es ginge bereits um vollendete Tatsachen. Doch es ist mehr als ein bloßes „Brainstorming“, wozu sich auf Einladung der ZEIT-Stiftung am Montag in der Handelskammer eine intime Runde aus Stiftung, Handelskammer, Politik, Jura-Profs und Wirtschaft zusammensetzt: Es geht um das Projekt „Law School Gerd Bucerius“– eine private Rechtshochschule.

Die Stiftung des verstorbenen ZEIT-Gründers Gerd Bucerius, welche ganz unabhängig von der an die Holtzbrinck-Gruppe verkauften ZEIT agiert, hat bereits sehr konkrete Vorstellungen, deren Realisierungschancen am Montag besprochen werden sollen. Gedacht wird an eine private Hochschule, die sich „über Studiengebühren, Mittel der ZEIT-Stiftung und der Wirtschaft finanziert. Ziel sei es, Studierende „schneller, strukturierter, internationaler und praxisnäher“auszubilden. Eine Elite für den Geldadel? Keineswegs, so Goe-ring: „Wir würden auch Stipendien nach knallharter Auslese vergeben.“

Warum gerade eine „Law School“? Ganz einfach, erläutert Goering – „Gerd Bucerius war Jurist“. Aber warum braucht Hamburg neben seinen beiden juristischen Fakultäten eine zusätzliche Hochschule? „Grundsätzlich muß es darum gehen, die vorhandenen Hochschulen zu modernisieren“, betont Goering. Man sei aber „interessiert am Wettbewerb“und sehe durchaus Raum für eine „Eliteausbildung neben dem normalen Hochschulsystem“. Diesen Bedarf sieht auch Handelskammer-Geschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz. Die Kammer setzt sich seit geraumer Zeit für jede Initiative zur Gründung privater Hochschulen ein.

Kenner der Hamburger Hochschulszene sehen in dem Vorstoß der ZEIT-Stiftung denn auch schon ein überaus geschicktes Manöver, die Widerstände gegen Privat-Unis in Hamburg zu brechen.

Zwar betont Goering, man wolle „keine Mark aus öffentlichen Mitteln“. Doch wie schon beim Harburger Projekt von TU-Chef Hauke Trinks dürfte sich auch bei der „Law School“neben dem Streit um eine Zwei-Klassen-Uni vor allem die Frage nach direkten und indirekten städtischen Subventionen stellen. Soll die Stadt das Grundstück beisteuern, sollen die völlig überlastete Jura-Bibliothek sowie die Mensa mitbenutzt werden dürfen? Konfliktpunkte, welche derzeit die Verhandlungen über das TU-Projekt „Northern Institute of Technology“(NIT) belasten?

Während das TU-Projekt noch den Charme hat, gezielt ausländische StudentInnen nach Hamburg zu locken, ist vielen JuristInnen der besondere Nutzen einer „Law School“nicht ersichtlich. Schließlich müßten auch die AbgängerInnen der „Law School“nach dem ersten juristischen Staatsexamen ein bis zwei Jahre auf den Eintritt ins Referendariat warten. Goering sieht da kein Problem: „Wir werden uns für diese Wartezeit noch etwas einfallen lassen.“

Universität und Wissenschaftsbehörde wollten zu dem Projekt gestern keine Stellung nehmen. Gegen den Verdacht, die Stiftungspläne richteten sich gegen die Universität, wehrt sich Goering energisch: „Hier soll etwas gemeinsam mit der Universität entwickelt werden. Deshalb setzen wir uns ja am Montag zusammen. Das Ende ist noch völlig offen.“