Bill Gates' Augenwischerei

■ Microsofts Browser arbeitet jetzt unsichtbar

Washington/Berlin (AP/taz) – Bill Gates hat im Streit mit dem US-Justizministerium zwar nachgegeben: Wird das Microsoft-Betriebssystem Windows 95 auf einem Computer installiert, soll in Zukunft das Symbol des Programms Internet Explorer nicht mehr zu sehen sein.

Doch in seinem Hauptquartier in Seattle dürfte sich Bill Gates ins Fäustchen lachen. Denn der Browser, wie die Zugangssoftware ins Internet genannt wird, darf weiter zusammen mit Windows 95 installiert werden. Sein Symbol (Icon) darf nur nicht auf dem Bildschirm sichtbar sein. Microsoft-Berater William Neukom gab sich enthusiastisch: „Ein voll mit dem Internet Explorer integriertes Windows 95 wird weiterhin weltweit verfügbar sein.“

Der Streit zwischen dem Software-Giganten und den US-Behörden geht auch nach diesem Kompromiß weiter. Für den 21. April ist jetzt eine Anhörung vor einem Berufungsgericht angesetzt, bei der die eigentliche Klage des US-Justizministeriums geklärt werden soll. Dieses will erzwingen, daß Microsoft den Internet Explorer und Windows 95 nur getrennt anbieten darf. Das Ministerium bereitet jetzt nach Presseberichten auch eine Kartellklage gegen Windows 98, die neueste Version des Microsoft-Betriebssystems, vor.

Microsofts Rivale auf dem Markt der Internet-Browser, Netscape, hat gestern bekanntgegeben, seinen Standard-Browser, den Netscape Navigator, ab sofort umsonst anzubieten. Vor zwei Jahren noch unangefochtener Marktführer, hat Netscape inzwischen einen Marktanteil von etwa 40 Prozent an Microsoft verloren. Microsoft hatte seinen Browser von Anfang gratis angeboten.

Microsofts Expansionsgelüste sind durch den aktuellen Streit ungebrochen. Gestern kursierten Gerüchte, wonach der Software- Riese Interesse bekundet hat, den Konzern British Telecom (BT) zu schlucken. Dessen Marktpreis wird zur Zeit mit 110 Milliarden Mark beziffert. nbo