Betr.: Demo gegen Fahrpreise

Die Portiers vom Hotel Adlon guckten leicht säuerlich. Erst letzten Mittwoch begehrten ein paar hundert StudentInnen gegen Bildungs- und Sozialabbau auf, und heute am Samstag stehen schon wieder Menschen mit Trillerpfeifen und Transparenten vor der Nobelbude. „Zuviel ist zuviel“ und „Bezahlbare Busse und Bahnen für alle“ steht auf den Transparenten, mit denen gegen die Preispolitik der BVG demonstriert wurde. Veranstaltet wurde die Kundgebung gegen die Verkehrsbetriebe von der Grünen Liga, den Bündnisgrünen, der PDS, dem BUND und kleineren Organisationen. Ein bebrillter Endfünfziger von den Grauen Panthern steckt in einem Sandwich mit der Forderung „Stoppt den BVG-Wahnsinn. Unbezahlbar für kinderreiche Familien + Arme“. Die „Anti-Tunnel-GmbH“ fordert „Öffentlicher Personen Nah Verkehr zum 0-Tarif“, und zwei Mädchen, dick in Schals eingehüllt, beklagen auf ihrem Transparent „Bahnfahren: kann ich mir nicht leisten – Schülerticket ABC für schlappe 90,–“. Von insgesamt 2.000 Demonstranten spricht die Polizei, die Veranstalter wie immer von der doppelten Anzahl. Beim Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus sammeln sich alle vor einer kleinen Bühne. Sechs RednerInnen sollen sprechen, doch die meisten DemonstrantInnen haben bereits Eisklumpen statt Füße und werden es nicht lange aushalten. Rentnerin Dorothea Waschau aus Hohenschönhausen reibt die klammen Finger. „Ab März kann ich mir keine Seniorenkarte mehr leisten.“ Sie stand schon öfter auf dem Platz und schließt resigniert: „Verändern wird die Demo auch nichts. Aber man muß ihnen ja mal zeigen, daß wir uns nicht alles gefallen lassen.“ Elke Eckert

Foto: Erik-Jan Ouwerkerk