Verkehr in Hamburg: Schnell fahren, wenig kontrollieren

Verkehrserziehung funktioniert am besten über den Geldbeutel und über schnelle, wirksame Strafen. Zu diesem Ergebnis kommt die neueste Uniroyal-Verkehrsuntersuchung, welche Strafbestimmungen, Kontrollverhalten und das Verhalten von Fußgängern und Autofahrern in den sieben europäischen Metropolen Brüssel, Hamburg, London, Madrid, Mailand und Rom untersuchte.

Mit mehr als 7.000 Geschwindigkeitsmessungen, 2.000 Parckontrollen und der Analyse des Verhaltens von 20.000 Autofahrern und 8.000 Fußgängern an Ampeln stützt sich die Studie auf eine ungewöhnlich breite Datenbasis. Hamburg glänzt dabei mit einem herausragenden Niveau an Geschwindigkeitsüberschreitungen. Auffällig ist auch, daß Hamburgs Autofahrer zumeist die Strafen für zu schnelles Fahren systematisch unterschätzten, obwohl sie in Deutschland bereits besonders gering sind. Bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung um 20 km/h wird hier lediglich ein Verwarnungsgeld von 75 Mark fällig – anderswo in Europa kostet dieser Spaß 120 bis 280 Mark.

Außerordentlich brav dagegen sind Hamburgs Fußgänger. Selbst lange Rotlichtphasen, so wunderten sich die Autoren der Studie, brachten sie nicht regelwidrig ins Laufen. Eine mögliche Erklärung liefert die Studie allerdings auch: Deutschland sei das einzige europäische Land, in welchem Fußgänger damit rechnen müssen, daß sich ein Polizist für ihr Verkehrsverhalten interessiert.

Die Ausweitung auf mobilisierte Verkehrsteilnehmer wäre nach der Uniroyal-Studie in Hamburg sogar mit Zustimmung der Betroffenen möglich: In einer Repräsentativumfrage bejahte die Mehrzahl der Autofahrer die Notwendigkeit von Verkehrskontrollen – und fast die Hälfte sprach sich sogar für eine Verschärfung aus, vor allem um Alkoholsündern und Rasern das Handwerk zu legen. fm