Das Portrait
: Ein Kreuzritter gegen das Nikotin

■ Roland Sauer

Der studierte Grafiker und aufrechte Kämpfer gegen den blauen Dunst ist Christdemokrat seit seiner Jugend. Mit 16 trat Roland Sauer 1955 in die Union ein, seit 1980 sitzt er für sie im Bundestag. Als drogenpolitischer Sprecher der CDU stand er alle Jahre wieder im Scheinwerferlicht, wenn er seine Forderungen nach einem Nichtraucherschutzgesetz erneuerte, um dann wieder schnell vergessen zu werden.

Anfangs war er als Spinner belächelt worden, erst 1994 konnte er einen Gesetzentwurf einbringen; jetzt setzt er zum Endspurt an. Als Kreuzritter gegen das Nikotin pilgert er durch Talkshows. Sein neuer Vorstoß zu einem weitreichenden Verbot des Rauchens in öffentlichen Räumen wird wohl in allen Parteien Zustimmung finden.

Obwohl er sich ausdrücklich nicht zu den „militanten Nichtrauchern“ zählt, geht er mit allen Mitteln gegen Tabak und andere Drogen vor: Das Werbeverbot für Tabak befürwortet er („da wird suggeriert, daß die coolen Typen rauchen.“) 1997 beschwerte er sich beim Postministerium, weil dort zwei Briefmarken mit den Porträts rauchender Politiker genehmigt worden waren – eines zeigte Ludwig Erhard mit seiner typischen Zigarre im Mund. Sauer wandte sich gegen den Verkauf von Haschisch in Apotheken („So wird der Staat zum Dealer und Deutschland zum Drogenmekka“) und forderte eine Zwangstherapie für Drogenabhängige – obwohl schon jetzt die Wartezeiten für wirklich Therapiewillige lang genug sind.

Nein, er will „keinen Krieg führen“ und „Raucher auch nicht kriminalisieren oder stigmatisieren.“ Der verheiratete Vater von drei Kindern nennt sich selbst tolerant. Als seine Tochter vor Jahren rauchte, habe er das akzeptiert, und „wenn mir in geselliger Runde auf der Skihütte ein Zigarillo angeboten wird, zünde ich mir den auch an.“

Ganz nebenbei hat sich Roland Sauer für die Wehrgerechtigkeit stark gemacht. Um Chancengleichheit zu sichern, wollte er eine allgemeine Dienstpflicht für beide Geschlechter einführen. Und 1986 stritt er dafür, die Anerkennung von drei Kriegsdienstverweigerern zurückzunehmen. Die hatten beim Bau eines Brunnens in Nicaragua Waffen getragen, um sich vor einem möglichen Angriff der nahen Contra- Banden zu schützen. Mit seinem damaligen Begehren scheiterte Sauer; sein Nichtraucherschutzgesetz dagegen hat jetzt gute Chancen auf Erfolg. Sascha Borrée