Zwei Sudetendeutsche im Zukunftsfonds

■ Der deutsch-tschechische Zukunftsfonds kann seine Arbeit aufnehmen. Die Mitglieder für den Verwaltungsrat wurden ernannt. Für die deutsche Seite werden auch zwei Vertreter der Sudetendeutschen Landsma

Bonn (rtz/epd) – Gut ein Jahr nach Unterzeichnung der deutsch- tschechischen Versöhnungserklärung kann der gemeinsame Zukunftsfonds die Arbeit aufnehmen.

Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) gab gestern die Zusammensetzung des Verwaltungsrates für den Fonds bekannt. Danach wird auch die Sudetendeutsche Landsmannschaft zwei Vertreter in dieses Gremium entsenden. Es handelt sich um den ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Volkmar Gabert und den früheren CDU-Abgeordneten Herbert Werner.

Kinkel hat damit eine der Forderungen der Sudetendeutschen erfüllt, die trotz Bedenken gegen die Versöhnungserklärung auf eine personelle Beteiligung an dem Verwaltungsrat bestanden hatten.

Als weitere Mitglieder benannte Kinkel nach Mitteilung seines Ministeriums den bayerischen Landtagspräsidenten Johann Böhm (CSU), den FDP-Bundestagsabgeordneten Max Stadler und den deutschen Botschafter in Prag, Anton Roßbach.

Der CDU-Abgeordnete Werner ist Mitglied des sudetendeutschen Rates und Vorsitzender der sudetendeutschen Ackermann- Gemeinde. Ein Vertreter der Landsmannschaft begrüßte gestern die Zusammensetzung der deutschen Seite in dem Zukunftsfonds.

Die tschechische Seite benannte den Diplomaten Tomas Kafka als Geschäftsführer und Dagmar Buresova, Milos Pojar, Miroslav Kunstat und Milos Rejchrt als Mitglieder des Verwaltungsrates. Bruresova war 1989/90 Justizministerin der Tschechoslowakei, Pojar leitet die pädagogische Abteilung des jüdischen Museums in Prag. Rejchrt gehörte der Bürgerrechtsbewegung Charta 77 an und ist Theologe. Kunstat ist in der Kanzlei des tschechischen Präsidenten Václav Havel für Deutschland zuständig.

Nach Angaben des Auswärtigen Amtes hat die deutsche Seite vorab die Tschechen über ihre Personalentscheidung informiert. Bei der Unterzeichnung eines Notenwechsel zum Zukunftsfonds Ende Dezember war vereinbart worden, daß jede Seite ihre Vertreter benennt. In der tschechischen Öffentlichkeit hatte es Kritik an einer Beteiligung der Sudetendeutschen gegeben. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft hatte neben Gabert auch den CSU-Politiker Fritz Wittmann für den Verwaltungsrat vorgeschlagen.

Der Fonds soll vor allem den Opfern nationalsozialistischer Gewalttaten und der Jugendförderung zugute kommen. Zudem sollen Projekte der Jugendbegegnung, der Altenfürsorge, der Minderheitenförderung, der Pflege von Baudenkmälern und Grabstätten, sowie grenzüberschreitende Kooperationsvorhaben unterstützt werden. Der Verwaltungsrat, dessen Mitglieder für zwei Jahre berufen wurden, entscheidet über die Vergabe der Mittel des Zukunftsfonds. Bis zum Jahr 2001 stellen die Bundesregierung insgesamt 140 Millionen Mark, die tschechische Regierung rund 25 Millionen Mark zur Verfügung.